Polestar-Chef Thomas Ingenlath war einer der wenigen ausländischen CEOs, die bei der jüngsten Peking Motor Show vor Ort waren. Dazu nahm er in Kauf, zwei Wochen in China in Quarantäne zu verbringen. Wir sprachen mit ihm per Videokonferenz.
Herr Ingenlath, Sie haben einiges auf sich genommen, um in Peking dabei sein zu können.
Unsere Ankündigung zum Bau des Precept war mir so wichtig, dass ich ein paar Unannehmlichkeiten gerne in Kauf nahm. Tatsächlich bin ich schon am 4. September in Stockholm ins Flugzeug gestiegen. Beim Check-in in der Maschine und bei der Landung waren die Mitarbeiter durchgehend in weiße Sicherheitsanzüge mit komplettem Gesichtsschutz eingekleidet. In Tianjin musste ich dann 14 Tage in Quarantäne verbringen, bevor ich in das Land einreisen konnte. Aber alle waren ausgesprochen freundlich.
Sie haben den Serienbau des Precept angekündigt. Welche Rolle spielt dieses Auto für Polestar?
Eine sehr wichtige. Es schärft unser Profil. Uns fragt niemand mehr, ob wir nur sportlichere Volvos bauen. Dieses Auto würde Volvo nie bauen. Polestar steht für Design und ein sportliches, elektrisches Fahren. Unsere ersten Modelle, Polestar 1 und Polestar 2, waren noch Autos, die wir als Volvo-Konzepte gestartet hatten. Precept ist Polestar pur. Aber wir haben noch ganz andere Ziele mit diesem Auto.
Und zwar?
Wir haben uns entschlossen, mit unseren Produkten und mit unserer Fertigung in Richtung Klimaneutralität zu gehen. Deshalb verwenden wir im Precept viele nachhaltige Materialien wie recycelten Kork und alte Fischernetze. Zur ökologischen Fertigung: Wir bauen in China ein neues Werk, das klimaneutral produzieren wird. Es wird für die ganze Branche eine Messlatte für nachhaltige Produktion sein.
Würde zur ökologischen Ausrichtung nicht auch eine kleinere Batterie gehören? Polestar 1 und 2 haben sehr große…
In der Tat schleppe ich mit einer großen Batterie ein ganzes Autoleben lang einen großen Rucksack herum. Zurzeit ist die Öffentlichkeit aber noch nicht so weit, die Vorteile einer kleineren Batterie zu sehen. Ich bin aber zuversichtlich, dass da bald eine größere Differenzierung im Markt zu sehen sein wird. Wirklich entscheidend sind die Ladeinfrastruktur und die Ladezeiten.
Tesla-Chef Elon Musk hat ein E-Auto mit einem Endpreis von rund 25.000 Dollar angekündigt. Ist das realistisch?
Ob das realistisch ist, muss er selber beurteilen. Für uns als Premiumautohersteller ist ein solcher Preis absolut kein Ziel. Polestar steht für Exklusivität und höchste Ansprüche.
Polestar hat vor wenigen Wochen seinen ersten deutschen Showroom in Düsseldorf bei der Moll-Gruppe eröffnet. Wie sehen Ihre Pläne zum Netzausbau aus?
Wir wollen die Zahl der Showrooms – wir nennen sie Spaces – bis Ende 2020 weltweit auf rund 50 verdoppeln und bis Ende 2023 auf etwa 100 Spaces kommen. Deutschland ist mit geplanten sieben Standorten gut dabei, wenn man bedenkt, dass wir in ganz China derzeit nur elf Spaces betreiben. Eines wollen wir beim Netzausbau sicher nicht: uns selbst Konkurrenz machen.
Melden sich genügend Investoren bei Ihnen?
Wir finden genau die Investoren, die wir haben wollen.
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