Im ersten deutschen Strafprozess um den Dieselskandal stehen seit Ende September der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler, der frühere Porsche-Technikvorstand Wolfgang Hatz und die Motorenentwickler Giovanni P. und Henning L. in München vor Gericht. Die Anklage wirft ihnen Betrug vor. Gegenseitige Schuldzuweisungen prägten die ersten Verhandlungstage. Die Ingenieure sollen über 400.000 Dieselmotoren ab 2008 so manipuliert haben, dass sie Abgastests bestehen, aber auf der Straße mehr Stickoxide ausstoßen.
Doch wer gab den Anstoß zum Betrug? Volkswagen kostete der Skandal bislang über 30 Milliarden Euro. Im Februar oder März kommenden Jahres soll in Braunschweig der Prozess gegen den ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn und vier weitere Manager beginnen.
Niedrige Erwartungen
Die juristische Aufarbeitung kommt also fünf Jahre nach Auffliegen des Skandals voran. Doch wird sie auch Klarheit schaffen über die Verantwortlichen? Die Skepsis in der Bevölkerung ist groß. Nach einer Umfrage der Berliner Meinungsforscher Civey im Auftrag der Automobilwoche rechnen über 70 Prozent der Befragten nicht damit, dass die Gerichtsprozesse endgültige Aufklärung bringen. Nur jeder Achte glaubt an eine Beantwortung der Schuldfrage. 16 Prozent haben keine Meinung.
Die Erwartungen in der Öffentlichkeit sind also niedrig. Und Geduld ist gefragt. Das Münchener Landgericht plant, gut zwei Jahre lang immer dienstags und mittwochs zu tagen. 180 Verhandlungstage sind angesetzt. Ende Dezember 2022 soll erst das Urteil fallen.
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