Der Autozulieferer Grammer verschärft seinen Sparkurs. Wegen der Corona-Krise habe man das vor einem Jahr aufgelegte Effizienzsteigerungsprogramm noch einmal ergänzt, erklärte eine Sprecherin gegenüber der Automobilwoche. Geplant sei unter anderem die Konsolidierung oder Neuausrichtung von Standorten in Europa und Nordamerika – und auch ein Abbau von Arbeitsplätzen.
Allein in Europa sollen 322 Stellen wegfallen, erklärte die Sprecherin. Schwerpunkt sei dabei Deutschland. Es handle sich um Stellen "im indirekten Bereich". Der Abbau solle bis Mitte 2021 abgeschlossen werden – und zwar "möglich sozialverträglich", betonte die Sprecherin. Mit dem Konzernbetriebsrat habe sich das Unternehmen kürzlich auf einen entsprechenden Interessenausgleich und Sozialplan geeinigt, der ein umfangreiches Freiwilligenprogramm vorsehe.
Schwierigkeiten schon vor Corona
Wie viele Stellen weltweit wegfallen, ließ das Unternehmen zunächst offen. Insgesamt hat Grammer derzeit 15.000 Mitarbeiter. Auch zu den betroffenen Standorten machte das Unternehmen noch keine Angaben. Ob und welche Standorte geschlossen werden, blieb außerdem offen.
Grammer hatte bereits im Oktober 2019 – also vor der Corona-Krise – ein Sparprogramm aufgelegt, um sich auf eine "möglicherweise andauernde Schwächephase" vorzubereiten, wie Vorstandschef Thorsten Seehars damals sagte. Details zum damaligen Programm wurden bisher nicht genannt. Im April kündigte Grammer dann angesichts der Corona-Pandemie an, dass dieses Programm ausgeweitet werden müsse. Grund: Der Absatzrückgang habe sich durch die Corona-Krise noch verstärkt. Jetzt gab es erstmals Details.
Restrukturierung kostet Millionen
Im dritten Quartal drückte das neue Sparprogramm bereits spürbar aufs Ergebnis: Insgesamt fielen zwölf Millionen Euro für Restrukturierungsmaßnehmen an, hieß es in den am Freitag vorgelegten vorläufigen Quartalszahlen. Das machte rund zwei Drittel des Quartalsgewinns vor Zinsen und Steuern aus. Anders als im ersten Halbjahr, als 50 Millionen Euro Verlust aufliefen, schrieb Grammer aber wieder schwarze Zahlen. Der Umsatz lag mit 458 Millionen Euro nur noch acht Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.
Grammer war von der Corona-Krise schwer getroffen worden. Weil fast alle Abnehmer ihre Werke ab März schlossen, brachen Umsatz und Gewinn ein. Im August hatte das Unternehmen dann einen Kredit aus dem Corona-Sofortprogramm des Bundes erhalten: Die Staatsbank KfW beteiligte sich mit 188 Millionen Euro an einer neuen Kreditlinie für den Zulieferer. Damit, so Finanzchefin Jurate Keblyte damals, sei "die Finanzierung der Grammer AG nachhaltig gesichert".
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Aus dem Datencenter:
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