Im September 2020 wurden in Deutschland 265.227 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Was auf den ersten Blick nach einer starken Erholung aussieht, ist tatsächlich ein eher schwaches Ergebnis. Die Septemberwerte 2018 und 2019 waren aufgrund der jeweiligen WLTP-Umstellungen die mit Abstand schwächsten der vergangenen 20 Jahre. In Anbetracht eines Arbeitstages mehr als im Vorjahr und des enormen Nachholbedarfs aus den Monaten März bis Juni hätte das Ergebnis durchaus höher ausfallen können. Verglichen mit den Neuzulassungen seit dem Jahr 2000 lag der abgelaufene Monat gut ein Prozent unter einem mittleren September.
Nach neun Monaten sind 2.041.831 Pkw neu zugelassen worden, dies sind 25,5 Prozent oder fast 700.000 Pkw weniger als im Vorjahr. Dies sind die niedrigsten Neuzulassungen, die jemals in diesem Zeitraum im wiedervereinigten Deutschland beobachtet wurden.
Pandemie sorgt weiter für Unsicherheiten
Zum vierten Mal in Folge lagen die Besitzumschreibungen aufgrund von Nachholeffekten im Plus. Nach plus 14 Prozent im Juni, plus 13 Prozent im Juli und plus vier Prozent im August, gab es im September einen Zuwachs von zwölf Prozent. Kumuliert liegen sie dennoch mehr als vier Prozent im Minus. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 230.000 gebrauchte Pkw weniger umgeschrieben als im Vorjahr.
Für die künftige Entwicklung ist natürlich entscheidend, wie der weitere Verlauf der Corona-Pandemie in Deutschland sein wird. Obwohl die Neuansteckungen hierzulande wieder ansteigen, sind sie im internationalen Vergleich weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Ein erneuter flächendeckender Shutdown scheint nach heutigem Kenntnisstand ausgeschlossen. Allerdings zeigen die Zahlen in einigen anderen Ländern weiter oder wieder stark nach oben. Dies bedeutet auch ein zunehmendes Risiko für den globalen Handel und die notwendigen Lieferketten.
Positive Signale kommen von einigen Frühindikatoren wie dem IFO-Index und den Vertrauensindizes. Sie sind nach einem dramatischen Einbruch wieder stark gestiegen. Ob sich diese V-förmige Entwicklung auch bei der Pkw-Nachfrage widerspiegeln wird, darf bezweifelt werden. Zwar wurde das Kurzarbeitergeld bis Ende kommenden Jahres verlängert, dennoch blicken viele Unternehmen und Arbeitnehmer in eine unsichere Zukunft.
Überraschungen zum Jahresende möglich
Für die verbleibenden drei Monate ist eine genaue Prognose kaum möglich. Unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung gibt es einige Unsicherheiten: Wann und in welcher Höhe werden die nicht durchgeführten Neuzulassungen der Monate März bis Juni weiter aufgeholt werden und sind die Hersteller lieferfähig? Gibt es zum Jahresende vorgezogene Zulassungen aufgrund des Auslaufens der verringerten Mehrwertsteuer? Versuchen Hersteller und Händler CO2-starke Pkw zum Jahresende wegen der verschärften Grenzwerte im kommenden Jahr in den Markt zu drücken?
Unter der Annahme, dass sich die aktuelle Situation nicht wieder verschlechtert, erwartet die Automobilwoche für das Gesamtjahr weiterhin einen Rückgang um knapp 22 Prozent auf 2,82 Millionen Neuzulassungen. Daraus ergibt sich, dass die verbleibenden drei Monate in Summe gut zehn Prozent unter denen des Vorjahres bleiben. Hierbei sind noch keine signifikanten vorgezogenen Käufe zum Jahresende aufgrund der Mehrwertsteueränderung oder der verschärften Grenzwerte berücksichtigt.
Auch 2021 nur unterdurchschnittliches Niveau
Für das kommende Jahr kann wieder mit deutlichen Zuwächsen bei den Neuzulassungen gerechnet werden, ohne dass aber das Niveau der vergangenen Jahre erreicht werden wird. Unter den aktuell wahrscheinlichsten Rahmenbedingungen rechnet die Automobilwoche mit einem fast zwölfprozentigen Anstieg auf 3,15 Millionen Neuzulassungen. Damit würde das durchschnittliche Niveau der vergangenen fünf Jahre von über 3,4 Millionen Neuzulassungen um acht Prozent verfehlt.
Bei der Entwicklung der Antriebsarten verstärkte sich die Entwicklung der vergangenen Monate weiter. Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb verloren fast 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und kamen nur noch auf einen Marktanteil von 45,5 Prozent, 14,4 Punkte weniger als im Vorjahr. Dies ist der niedrigste Benzinanteil in einem beliebigen Monat überhaupt.
Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw verhielten sich ähnlich. Sie verloren über sechs Prozent und ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um vier Punkte auf 29,9 Prozent. Dies ist der mit Abstand geringste Dieselanteil in einem September seit dem Jahr 2000.
Hybride und reine E-Mobile mit neuen Rekordwerten
Hybride und reine Stromer stellten im September sowohl volumenmäßig als auch nach Marktanteilen neue Rekordergebnisse auf. Die stärkste alternative Antriebsart stellen die normalen Hybride. Sie kamen auf 33.909 Neuzulassungen, ein Plus von 121 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Marktanteil erhöhte sich auf 12,8 Prozent.
Die Plug-in Hybride legten mit plus 464 Prozent das stärkste Wachstum hin. Die 20.127 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanteil von 7,6 Prozent. Mit einem Plus von 260 Prozent und 21.188 Neuzulassungen kamen die reinen E-Mobile auf einen Marktanteil von 8,0 Prozent.
Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Seit Mai dieses Jahres ist er kontinuierlich gesunken und lag im September bei 134,3 Gramm pro Kilometer. Vor einem Jahr – in dieser Zeit ist der Anteil alternativer Antriebe um gut 18 Prozentpunkte gestiegen - lag er noch bei 155 Gramm pro Kilometer.
Seat mit deutlichem Plus
Bei den Top 15 Marken gab es im September Entwicklungen zwischen minus 28 Prozent und plus 71 Prozent. Opel verzeichnete mit minus 27,6 die stärksten Verluste und kam auf einen Marktanteil von 5,0 Prozent. Auch nach neun Monaten haben die Rüsselsheimer die höchsten Rückgänge der Top Marken. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 45,5 Prozent weniger Pkw neu zugelassen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Ford verfehlte das Vorjahresergebnis ebenfalls, allerdings war der Rückgang mit minus 0,8 Prozent äußerst gering.
Der Gewinner des vergangenen Monats war Seat mit einem Plus von 71,1 Prozent wurde ein Marktanteil von 4,4 Prozent erreicht. Weitere Marken mit sehr hohen Wachstumsraten waren Renault (plus 58,4 Prozent), Audi (plus 42,4 Prozent) und Peugeot mit 36,1 Prozent.
Eindeutiger Marktführer blieb VW mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum von 1,6 Prozent. Dahinter folgten zwei Premium-Marken mit ähnlichen Entwicklungen. Sowohl Mercedes als auch BMW konnten ihre Neuzulassungen um jeweils 1,9 Prozent steigern. Skoda (plus 29,6 Prozent) belegte als stärkste Importmarke hinter Ford Platz fünf.
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