Kaum ein Thema bewegt die Autohersteller derzeit so stark wie die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems. Immer leistungsfähigere Rechner werden im Fahrzeug zusammengeschaltet, um die Vielzahl der Funktionen von Abstandsregelung bis Infotainment zu bewältigen. Dafür braucht es eine sichere und schnelle Plattform.
Genau diese hat das Wiener Unternehmen TTTech Auto entwickelt. "MotionWise lässt sich vergleichen mit dem Dirigenten eines Orchesters. Je größer und komplexer dieses ist, desto wichtiger ist es, die Rollen der Musiker zu organisieren und genau zu wissen, wer wann seinen Einsatz hat. Genauso verhält es sich im Auto mit den Software-Funktionen in Echtzeit", sagt Georg Kopetz (46). TTTech Auto fungiert als neutraler Partner für all die Teile, die der Hersteller nicht exklusiv für sich beansprucht.
2018 nochmals zum Start-up geworden
Obwohl Kopetz und sein Partner Stefan Poledna schon lange im Geschäft sind, haben sie sich nochmals neu erfunden. "Wir haben das Automobilgeschäft 2018 aus der TTTech-Gruppe in ein eigenes Unternehmen mit neuen strategischen Partnern eingebracht und komplett neu organisiert. Wir sind damit trotz unserer langjährigen Unternehmensgeschichte gewissermaßen nochmals zum Start-up geworden", sagt Kopetz.
Längst hat das ausgegründete Unternehmen namhafte Kunden gewonnen und arbeitet unter anderem mit dem VW-Konzern und BMW zusammen. Audi ist gar Minderheitsaktionär. Auch die Tech-Größen Infineon und Samsung sind beteiligt. Dazu kommen ein Joint Venture in Asien mit SAIC und eine Entwicklungspartnerschaft mit der Hyundai-Gruppe. "Unser Ziel ist es, bei den relevanten Betriebssystemen oder neuen sicheren Softwareplattformen der Hersteller dabei zu sein", sagt Kopetz selbstbewusst.
"Weiter als Tesla"
Zwar sei der Weg aus der Entwicklung hin zum Produkt lang und hart gewesen. Doch in den vergangenen Jahren sei eine stark steigende Nachfrage nach sicheren Softwareplattformen zu spüren. "Viele denken immer noch, die Kompetenz dafür ist nur im Silicon Valley oder in Asien vorhanden. Aber wir können in Europa sehr erfolgreich sein und sind in manchen sicherheitsrelevanten Bereichen weiter als Tesla oder asiatische Unternehmen", sagt Kopetz, der sich in der Geschäftsführung um die Strategie, das Personal und den Vertrieb kümmert.
Trotz der Corona-Krise peilt das Unternehmen mit 1200 Mitarbeitern in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro an. Eine der Stärken sieht Kopetz in der unabhängigen Rolle. "Was wir gut können, ist zwischen den unterschiedlichen Interessen und Zielen der OEMs und den Zulieferern technisch zu vermitteln."
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