Vor der Anhörung von Kritikern zum Bau der Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla in Brandenburg werden Bedenken gegen das Projekt lauter. Die Ökologisch Demokratische Partei Brandenburg warnte vor umweltschädlichen Maßnahmen mit dem Einsatz von Pfählen. Das Umweltministerium hatte mehrfach darauf verwiesen, dass die Gefahren geprüft werden, Tesla hatte Kritik am Pfahlbau zurückgewiesen.
Wer eine sogenannte Einwendung gegen das Projekt beim Land eingereicht hat, bekommt mit einem halben Jahr Verspätung wegen der Corona-Pandemie bei der Erörterung am Mittwoch (10.00 Uhr) in Erkner Gelegenheit, die Kritik gegenüber dem Landesumweltamt zu begründen.
Unterdessen wurde für den umstrittenen Bau der Tesla-Fabrik eine weitere Weiche gestellt. Der Wasserverband Strausberg-Erkner billigte den Erschließungsantrag für das Werk. Der Beschluss sei möglich geworden, da Tesla den Wasserbedarf im Genehmigungsantrag gesenkt habe und durch die Behörden zusätzliche Entnahmemengen genehmigt worden seien, teilte der Verband mit. Zuvor hatte der RBB berichtet.
Probleme öffentlich machen
Die Naturschützerin Julia Neigel, die mehrere Petitionen für einen Teil der Bürgerinitiative gegen die "Gigafactory" Grünheide verfasst hat, befürchtet negative Folgen für das Trinkwasser. Bei der Dürre in Brandenburg könne man langfristig "von katastrophalen Umweltauswirkungen für die Region ausgehen", sagte Neigel, die als Sängerin bekannt wurde. Diese Firma gehöre "in eine Industriebrache".
Die Bürgerinitiative Grünheide stimmte sich vor der Anhörung mit Naturschutzverbänden wie dem Nabu und der Grünen Liga sowie lokalen Vereinen ab, wie Sprecher Steffen Schorcht der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ihm zufolge werden bei den Einwendungen drei große Schwerpunkte gesehen: Wasser, Artenschutz mit der Tötung von Zauneidechsen und das Störfallmanagment des geplanten Tesla-Werkes, etwa der Austritt von Chemikalien ins Grundwasser durch Unfälle.
Insgesamt 414 Einwendungen
"Wir erwarten von dem Erörterungstermin, dass die Probleme öffentlich gemacht werden und die Stellungnahmen der Fachbehörden Grundlage für unser weiteres Vorhaben sind bis hin zur juristischen Auseinandersetzung", sagte Schorcht. Vor allem beim Thema Wasser sehen die Umweltschützer ein großes Problem. Die Umweltschützer fordern einen sofortigen Baustopp des Tesla-Werkes, keine weiteren Vorabgenehmigungen für das Unternehmen und das reguläre Abschließen der Umweltverträglichkeitsprüfung als Grundlage für das weitere Vorgehen.
Beim Land gingen 414 Einwendungen gegen die umweltrechtliche Genehmigung von Tesla ein, die meisten für den ersten Antrag, den Tesla aktualisiert hat. Tesla hatte den geplanten Wasserverbrauch und die Zahl der Pfähle nach Kritik reduziert. Bisher ist offen, wann das Land grünes Licht für das Projekt in Grünheide bei Berlin gibt. Tesla baut derzeit über vorläufige Befugnisse für einzelne Bauschritte. Das Unternehmen will von Sommer 2021 an in einer ersten Ausbaustufe mit rund 12.000 Mitarbeitern 500.000 Elektroautos pro Jahr bauen und dort auch Batterien fertigen. (dpa-AFX/gem)
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