Hurra, wir leben noch! Und wie! Das ist die unterschwellige Botschaft, mit der Maserati jetzt das erste neue Auto seit einer gefühlten Ewigkeit präsentiert hat.
Ja, die feine Fiat-Tochter hat in den vergangenen Jahren die Limousine Ghibli zurückgebracht und sich mit dem Levante auf die SUV-Welle geschwungen. Aber wer Maserati als Marke für Lust und Leidenschaft in Erinnerung hatte und nach Sportwagen suchte, der konnte nur noch mit Melancholie nach Modena schauen.
Doch damit ist jetzt Schluss. Die Italiener besinnen sich auf ihre alten Stärken und melden sich mit einer spektakulären Flunder auf der Überholspur zurück: MC20 heißt der Tiefflieger im Zeichen des Dreizacks, mit dem Maserati vom nächsten Jahr an Aston Martin & Co die Stirn bieten will.
Neuer V6-Motor
In nur zwei Jahren entwickelt und auf dem deutlich gestreckten Karbon-Chassis des Alfa 4C aufgebaut, kommt er mit faszinierendem Design, effekthascherisch nach oben aufschwingenden Türen, klassischem Layout und viel neuer Technik.
So steckt hinter den beiden Sitzen ein nagelneuer V6-Motor, den Maserati mit reichlich Formel-1-Finessen garniert hat. Zum ersten Mal bei einem Straßenauto nutzt er eine Doppelzündung mit Vorkammereinspritzung und holt so mehr Leistung aus seinen drei Litern Hubraum als jeder andere Sechszylinder, versprechen die Italiener: Mit 630 PS und 730 Nm müsste er im Sportwagen-Quartett demnach so manchen Stich machen.
Und auch die Fahrleistungen sind entsprechend: Von 0 auf 100 schafft er es in 2,8 Sekunden und bei Vollgas sollen mehr als 325 km/h drin sein.
Vornehmer Innenraum
Dazu gibt's eine in Öl gelagerte Doppelkupplung mit acht Gängen, ein adaptives Fahrwerk und vier elektronisch geregelte Fahrmodi, mit denen man den Charakter des MC20 auf Knopfdruck ändern kann: Eben noch die Diva auf der Landstraße wird der Tiefflieger so binnen Sekunden zum diabolischen Rennwagen.
So ambitioniert Maserati die Rückkehr auf die Überholspur angeht, so engagiert der MC20 sein mag und so sehr die Italiener damit an ihre Rennerfolge erinnern, so wenig vergessen sie dabei ihre anderen Werte. Ja, es wird den MC20 auch als puristischen Rennwagen geben, für den Maserati eigens eine neue Rundstreckenserie aus der Taufe hebt.
Aber wer den MC20 auf der Straße fährt, der muss auf Lack und Leder nicht verzichten und sitzt deshalb in einer luxuriösen Kabine, die rund um das digitale Cockpit und die blanken Karbon-Konsolen fein und vornehm ausgeschlagen ist.
E-Version in Arbeit
Zwar mögen viele meinen, das Zeitalter der Supersportwagen mit überzüchteten Verbrennern sei vorbei und Maserati setze mit dem MC20 auf ein totes Pferd.
Doch sind die Italiener für die Zukunft gewappnet und schlagen mit der Flunder auch eine Brücke in die neue Zeit. Denn parallel zum V6 entwickeln sie auch schon eine rein elektrische Version, deren Fahrleistungen auch nicht von gestern sind: 380 Kilometer Reichweite und mehr als 300 km/h Spitze – das sollte auch auf der Electric Avenue für einen Startplatz in den vorderen Reihen reichen.
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