Der Verkauf des Mercedes-Werks am französischen Standort Hambach steht kurz vor dem Abschluss. "Ineos Automotive hat uns ein verbindliches Kaufangebot für die Smart France S.A.S. übermittelt", sagte ein Daimler-Sprecher der Automobilwoche. Die Verhandlungen gestalteten sich positiv und seien weit fortgeschritten. Eine Entscheidung könne aber erst getroffen werden, wenn die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern abgeschlossen seien. "Ein wichtiges Ziel ist es, die Zukunft des Standortes zu sichern", so der Sprecher weiter.
Auch Ineos sieht sich im Kaufprozess auf der Zielgeraden. "Obwohl der Vertrag noch nicht geschlossen ist, sind wir zuversichtlich, dass eine Einigung über die Bedingungen erfolgt und die neue Heimat des Grenadiers Frankreich wird", sagte ein Ineos-Sprecher der Automobilwoche. Zur Höhe des Kaufangebots machte Ineos keine Angaben.
Beim Grenadier handelt es sich um einen klassischen Geländewagen. Es ist das erste Fahrzeugprojekt des britischen Chemiekonzerns Ineos und wird maßgeblich von Ineos-Chef Jim Ratcliffe vorangetrieben. "Hambach ist eine großartige Lösung für Ineos, mit einer sehr erfahrenen Belegschaft und einer ausgezeichneten Erfolgsbilanz unter den Mercedes-Werken hinsichtlich der Qualität der Produktproduktion", so der Sprecher weiter. Ursprünglich sollte der Grenadier in Großbritannien gebaut werden. Nach Angaben von Ineos sollen bis zu 25.000 Exemplare pro Jahr vom Band laufen.
Mercedes EQB geht nach Rastatt oder Kecskemet
In Hambach wird derzeit noch der rein elektrische Smart als Zweisitzer produziert. Außerdem hat Daimler 500 Millionen Euro investiert für die Fertigung des elektrischen Geländewagens EQB, der noch in diesem Jahr Premiere feiern soll. Nach Informationen der Automobilwoche soll der EQB nun entweder in Rastatt oder im ungarischen Kecskemet gebaut werden. Es sind vor allem diese Produktionsanlagen in Hambach, an denen Ineos interessiert ist.
Unklar blieb zunächst, was mit den Mitarbeitern passiert. "Daimler hat in Hambach eine direkte Verantwortung für knapp 1000 Mitarbeiter und eine indirekte für etwa 600, die bei den Zulieferern arbeiten", sagte Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht kürzlich im Interview mit der Automobilwoche. "Das Ziel ist natürlich, für alle 1600 Menschen eine Perspektive zu finden."
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