Schon vor einigen Wochen hatte der Insolvenzverwalter der Eisenmann-Gruppe im Gespräch mit der Automobilwoche angedeutet, dass ein stückweiser Verkauf des Unternehmens notwendig sein könnte. Nun steht fest, dass es keinen Investor für das Kerngeschäft des Lackieranlagenbaus geben wird. 650 Mitarbeiter müssen gehen und sollen zunächst in einer Qualifizierungsgesellschaft aufgefangen werden.
"Der Verlauf des Verkaufsprozesses der Eisenmann-Gruppe hat eine schon fast tragische Dimension", sagte Exner laut Mitteilung am Stammsitz der Firma in Böblingen. So habe es vor der Corona-Pandemie aussichtsreiche Kandidaten gegeben, ein Vertragsabschluss stand Mitte Februar unmittelbar bevor. Nach Informationen der Automobilwoche sollte AE Industry, die deutsche Automotive-Tochter des staatlichen Maschinenbau-Konzerns China National Machinery Industry Corporation (Sinomach) mit Sitz in Peking, das Geschäft mit Lackieranlagen übernehmen.
Dann aber änderten sich die Bedingungen mit der Corona-Pandemie urplötzlich. Alle Interessenten hätten darauf hingewiesen, dass die wirtschaftlichen Folgen es unmöglich machten, die Umsatz- und Ertragsentwicklung für die nächsten zwei Jahre seriös zu planen, heißt es in der Mitteilung des Insolvenzverwalters. Neue Lackieranlagen seien kaum zu erwarten, der Markt völlig eingebrochen. Tatsächlich reduzieren derzeit viele Hersteller ihre Produktionskapazitäten weltweit. "Ohne die Corona-Pandemie befände sich die Eisenmann-Gruppe bereits im Besitz eines strategischen Investors, und ein Großteil der Arbeitsplätze wäre gerettet", so Exner.
Teilverkäufe erfolgreich
Nun aber sollen die 650 Arbeitsplätze in diesem Bereich gestrichen werden. Die Mitarbeiter müssen sich aber nicht sofort arbeitslos melden, sondern können in eine Qualifizierungsgesellschaft wechseln, in sie für weitere gut drei Monate bis zum 8. Dezember weiterbeschäftigt werden und 75 Prozent ihres letzten Nettoentgeltes erhalten. Zusätzlich würden die Mitarbeiter in dieser Zeit bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt.
Kritik kommt von der Gewerkschaft IG Metall: „Es ist eine Schande, dass ein technologisch konkurrenzfähiges Unternehmen von den Inhabern in der Vergangenheit kaufmännisch so runtergewirtschaftet wurde", sagte Udo Abelmann, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Stuttgart. "Wir werden nun alles Notwendige unternehmen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten."
Zumindest bei Teilverkäufen war Exner erfolgreich. Sie betreffen aber nur Randbereiche. So sei Anfang August die Eisenmann Software-Tochtergesellschaft Enisco auf die Firma Forcam GmbH, ein Unternehmen des SAP-Gründers Dietmar Hopp, übertragen worden. 50 Enisco-Mitarbeiter werden hier weiterbeschäftigt. Auch der Eisenmann-Bereich Conveyor Systems für Hochleistungs-Materialflussanlagen hat offenbar einen Käufer und sichert damit rund 70 Mitarbeitern eine berufliche Heimat. Für die Geschäftsbereiche Application Technology mit 100 Mitarbeiter und Environmental Technology mit 50 Mitarbeitern stehe der Verkauf unmittelbar bevor.
Geplant sei auch, zumindest für Teile des Lackieranlagenbaus weiterhin einen Investor zu finden.
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