"Hilgenberg fängt am 1. August als Leiter der Car.Software.Org an", sagte eine Sprecherin von Audi, wo die neue VW-Einheit angesiedelt wird, der Automobilwoche. VW hatte am 15. Juli angekündigt, dass Hilgenberg die Leitung der neuen Einheit, die die Software-Probleme des Konzerns lösen soll, übernehmen werde. Einen Termin für den Wechsel hatte der Konzern bisher aber auch auf Nachfrage nicht genannt.
Die im Frühjahr von VW gegründete Car.Software.Org hatte erst am 1. Juli ihren operativen Betrieb aufgenommen. Keine zwei Wochen später gab der bisherige Chef der neuen Einheit, Christian Senge, die Leitung überraschend ab. Seinen Platz nimmt nun Hilgenberg ein, den VW von BMW abwarb. Bei BMW hatte es direkt nach der Ernennung durch den Konkurrenten geheißen, Hilgenberg habe das Haus bereits verlassen. Hilgenberg ist Diplom-Physiker und hat seit 1999 in verschiedenen Funktionen für BMW gearbeitet, unter anderem in den USA.
Duesmann holt neue Einheit nach Ingolstadt
Kernprojekt der neuen Organisation ist die Programmierung eines eigenen Betriebssystems für alle Modelle des Konzerns. Damit will VW, ebenso wie die Konkurrenten, die ebenfalls an eigenen Systemen arbeiten, verhindern, dass Technikkonzerne wie Apple und Google ihnen zu viel Konkurrenz machen. Wenn Autos künftig zu Smartphones auf Rädern werden, wird derjenige das beste Geschäft machen können, der Zugriff auf die Daten der Kunden hat. Das wollen die Hersteller nicht den Tech-Konzernen überlassen.
Die Verantwortung für die Digitalstrategie des VW-Konzerns liegt beim neuen Audi-Chef Markus Duesmann, der am 1. April sein Amt antrat und zugleich im VW-Vorstand Forschung und Entwicklung im Gesamtkonzern verantwortet. Die neue Software-Einheit, in der früheren Angaben zufolge mehr als 5000 Digital-Experten aller Konzerntöchter gebündelt werden sollen, hat ihren Sitz daher bei Audi in Ingolstadt.
Software soll erstmals 2024 zum Einsatz kommen
Erstmals zum Einsatz kommen soll das neue Betriebssystem in dem von Duesmann aufgelegten Leuchtturmprojekt namens "Artemis", mit dem die Marke ihren seit Langem verspielten Anspruch vom "Vorsprung durch Technik" wieder mit Leben füllen will. Bis 2024 soll ein völlig neues Elektroauto entwickelt werden – mit der neuen Software aus Hilgenbergs Team.
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