Der erzwungene Umzug ins Homeoffice infolge der Corona-Pandemie war für Unternehmen wie auch die Mitarbeiter eine radikale Umstellung. Umfragen zeigen mittlerweile, dass beide Gruppen einige der ihnen aufgenötigten Veränderungen zu schätzen gelernt haben. Zumindest ein Teil der Angestellten dürfte dadurch künftig mehr Freiheiten bekommen, sich ihren Arbeitsalltag individueller zusammenzustellen – etwa aus Homeoffice und Zeiten im Unternehmen, aus Video- oder Präsenzmeetings.
Verschiedene Umfragen von Personalberatern und zuletzt auch der Krankenkasse DAK kommen grundsätzlich zu ähnlichen Ergebnissen. Korn Ferry berichtet, dass 64 Prozent der Befragten meinen, sie arbeiteten im Homeoffice produktiver als im Büro. Bei Robert Walters sagten die 52 Prozent und die DAK kam in einer heute veröffentlichten Umfrage gaben knapp 59 Prozent an, im Heimbüro produktiver arbeiten zu können (23 Prozent: „trifft genau zu“, 35,7 Prozent: „trifft eher zu“). Allerdings sagte auch mehr als ein Drittel (36 Prozent) der von Korn Ferry befragten, sie seien im Büro produktiver als zuhause.
Diese Zahlen dürften nicht ohne Eindruck bei den Arbeitgebern bleiben. So erwarteten in einer Umfrage der Berater von Robert Half auch 41 Prozent der Arbeitnehmer, dass sie auch in Zukunft im Homeoffice arbeiten werden. Nur 28 Prozent konnten sich das gar nicht vorstellen. „In Zukunft kristallisieren sich neue, hybride Arbeitsformen heraus, auf die sich Arbeitgeber jetzt einstellen müssen“, folgert Sven Hennige, Senior Managing Director Central Europe & France bei Robert Half.
In allen Umfragen zeigte sich auch, dass vielen Angestellten wichtig ist, auch ihre Kollegen wieder persönlich zu sehen, was für sie ein Grund wäre, wieder ins Büro zurückzukehren. Bei Korn Ferry gab das knapp die Hälfte der Befragten an. Im Einzelfall ergeben sich also ganz unterschiedliche Situationen und Wünsche: "Wer als Arbeitgeber künftig Home Office als festen Arbeitsort in seine Strukturen und Abläufe integriert, sollte auf die individuellen Situationen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen und eine Lösung suchen, die für beide Seiten einen Gewinn darstellt“, empfiehlt daher Thomas Faltin, Experte für Organisationsdesign und -entwicklung bei Korn Ferry.
42 Prozent arbeiten zuhause mehr als im Büro
Wobei der Korn-Ferry-Experte auch darauf hinweist, dass zumindest viele der Befragten ihre Produktivitätsgewinne auch auf den Wegfall von persönlichen Meetings zurückführen. Das führt Faltin auch darauf zurück, dass die Video- oder Telefonmeetings straffer und zielorientierter durchgeführt werden. Daher empfiehlt er: „Wenn sich dies auch auf die Meetings überträgt, die künftig wieder mit physischer Präsenz stattfinden, gewinnen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Qualität in puncto Effizienz und Ergebnis steigt. Aber auch die zwischenmenschlichen Kontakte sollte nicht vernachlässigt werden – sie dienen oft als ‚Schmierstoff‘, um bei wirklich wichtigen Entscheidungen voran zu kommen.“
Dass Homeoffice ein zweischneidiges Schwert ist, unterstreichen auch Ergebnisse der Robert-Walters-Umfrage. Dort gaben nämlich 42 Prozent der Fach- und Führungskräfte an, dass sie die Zeit, die sie durch das Wegfallen des Pendelns gewinnen, nicht privat nutzen, sondern um mehr zu arbeiten.
Ebenso zeigt sich dies bei dem Aspekt der Vermischung von Arbeit und Privatleben. Hier sagten knapp 46 Prozent der von der DAK Befragten, ihnen fehle die klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Gleichzeitig gaben aber auch fast 77 Prozent derjenigen mit Kindern unter zwölf Jahren an, sie könnten Beruf und Familie bei Heimarbeit besser mit einander vereinbaren. Bei den übrigen Befragten gaben das immerhin noch fast 65 Prozent an.
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