Tata Motors hatte eine gute Zeit mit Jaguar Land Rover. Für 2,3 Milliarden Dollar 2008 übernommen, betrug der Gewinn für die darauf folgenden acht vollen Geschäftsjahre kumuliert 15,9 Milliarden Dollar. Auch wenn man die Investitionen abzieht: Dieser Deal hat sich gerechnet. Doch diese schöne Zeit ist vorbei. Der Autobauer schreibt Verluste, nicht erst seit Corona. Dieselkrise und Brexit machen Jaguar Land Rover schon länger zu schaffen. Die aktuelle Krise bringt das Unternehmen nun in noch größere Nöte.
Tata Motors muss jetzt entscheiden, ob es Jaguar Land Rover behält, verkauft oder tiefer gehende Allianzen schmiedet. Der indischen Mutter geht es selbst schlecht. Zudem braucht ein Gigant wie die Tata-Gruppe den britischen Autobauer nicht als Existenzgrundlage. Zum Konzern gehören 100 Firmen.
Die Käufer stehen nicht Schlange
Käufer stehen zurzeit wenige parat. Die amerikanische Autoindustrie ist selbst angeschlagen, auch die Deutschen haben anderes zu tun. Autobauer beider Länder – hier Ford, da BMW – besaßen Teile der Marken schon einmal. Womöglich stünde BMW zumindest für eine Vertiefung der Kooperation bereit. Wollen da die Franzosen mit PSA zuschlagen? Ob der Plattformprofi Carlos Tavares in die enge Premiumnische gehen will, darf bezweifelt werden. Jaguars auf Opel-Plattformen – das passt nicht.
So bleiben die Chinesen. Dort gibt es genug aufstrebende Autokonzerne, die auf solche Gelegenheiten warten. Die Kombination aus westlicher Marke mit chinesischer Führung funktioniert, wie schon Geely mit Volvo gezeigt hat. Es wäre der x-te Eignerwechsel in der Geschichte von Land Rover und Jaguar. Doch es muss kein schlechter sein. Wenn bald im neuen Bond-Film der Land Rover Defender über die Leinwand fliegt, könnte der Filmtitel das Motto des Autobauers sein: "Keine Zeit zu sterben."
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Aus dem Datencenter:
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