Rund ein halbes Jahr nach der spektakulären Flucht des früheren Autobosses Carlos Ghosn hat Japan die US-Justiz aufgefordert, zwei mutmaßliche Helfer auszuliefern.
Der Antrag basiere auf dem gegenseitigen Auslieferungsabkommen zwischen beiden Ländern, berichteten japanische Medien am Freitag unter Berufung auf die Bezirksstaatsanwaltschaft in Tokio.
Die zwei Verdächtigen, ein 27-Jähriger und dessen 59 Jahre alter Vater, waren Ende Mai in Harvard im US-Bundesstaat Massachusetts festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Ghosn geholfen zu haben, Japan unerlaubt zu verlassen.
Flucht in Instrumentenkiste
Der damalige Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war am 19. November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden.
Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Ghosn floh dann Ende Dezember unter abenteuerlichen Umständen in einem Privatjet nach Beirut.
Er soll in einer Kiste versteckt gewesen sein, die am Flughafen als Gepäck für Musikinstrumente deklariert war und nicht durchleuchtet wurde.
Ghosn besitzt neben der französischen auch die libanesische und brasilianische Staatsbürgerschaft. Japan bemüht sich bei der libanesischen Führung um die Auslieferung des geflohenen früheren Autobosses. Japan hat mit dem Libanon aber kein Auslieferungsabkommen.
Prozess in der Türkei beginnt
Sieben weitere mutmaßliche Fluchthelfer müssen sich indes in der Türkei vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen vier Piloten, zwei Flugbegleiterinnen und einen Verantwortlichen einer Cargo-Firma habe am Freitag in Istanbul begonnen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Den Piloten und dem Geschäftsmann, die in Untersuchungshaft sitzen, werde Teilnahme an Menschenhandel vorgeworfen. Darauf stünden bis zu acht Jahre Haft. Den Flugbegleiterinnen werde vorgeworfen, die mutmaßliche Straftat nicht gemeldet zu haben. (dpa/mer)
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