VW hat seine Pläne für ein neues Mehrmarkenwerk im türkischen Manisa endgültig verworfen. Das bestätigten der Automobilwoche mehrere Quellen im Wolfsburger Konzern. In der Fabrik im Westen der Türkei sollten 4000 Arbeitsplätze entstehen, VW wollte für den Bau der nächsten Generation der Mittelklassemodelle VW Passat und Škoda Superb rund eine Milliarde Euro investieren.
Nicht zuletzt aufgrund der allgemein schwachen Nachfrage als Folge der Coronakrise hat der Weltmarktführer mit der Auslastung seiner bestehenden Fabriken zu kämpfen. Ein weiterer Standort – es wäre international der 133. von VW – würde die Überkapazitäten nur noch verstärken.
Ausbau eines bestehenden Standorts
Statt in dem angedachten Werk nahe Izmir soll die Produktion von Passat/ Superb künftig in der slowakischen Fabrik Bratislava erfolgen. Dafür will VW dem Vernehmen nach zusätzliche Investitionsmittel in Höhe von einer halben Milliarde Euro bereitstellen. Noch wird der VW Passat im deutschen Werk Emden gefertigt; der Skoda Superb rollt in der tschechischen Fabrik Kvasiny vom Band.
Die Entscheidung gegen den Neubau in der Türkei wird auch als Rückschlag für die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan gewertet, der das Projekt massiv vorangetrieben hatte.
VW erklärte um 11.43 Uhr in einer offiziellen Stellungnahme zu dem Bericht der Automobilwoche: "Wir bestätigen: Volkswagen stellt die Planungen für ein neues, zusätzliches Werk, das in der Türkei geplant war, ein. Hintergrund ist der durch die Corona-Krise erfolgte Einbruch der globalen Automobilnachfrage und eine damit verbundene starke zeitliche Verschiebung des Wachstumstrends. Der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten ist daher aus heutiger Sicht nicht notwendig. Mit dem neuen Werk sollte unter den seinerzeit sehr positiven gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor allem in Osteuropa und Nahost künftiges Wachstum bedient werden. Sämtliche geplanten Fahrzeugprojekte werden innerhalb des bestehenden Verbundes an Produktionsstätten gefertigt".
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