Die aktuellen Statistiken des Europäischen Automobilverbandes ACEA weisen für das erste Quartal 2020 in Westeuropa 506.000 Neuzulassungen von E-Mobilen und Hybriden aus. Dies ist ein Anstieg um über 202.000 Pkw gegenüber dem Vorjahresquartal (plus 67 Prozent) und entspricht einem Anteil an den gesamten Pkw-Zulassungen von 18,3 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 8,0 Prozent. Die gesamten Zulassungen sind im ersten Quartal um 27 Prozent eingebrochen, wovon die Benziner mit minus 34 Prozent und die Diesel-Pkw mit minus 36 Prozent sehr stark betroffen waren.
Gegenüber dem vierten Quartal vergangenen Jahres gab es bei den alternativen Antriebsarten in Summe einen Anstieg um 5,7 Prozentpunkte. Damit setzte sich die Dynamik aus den beiden Vorquartalen fort. Haupttreiber dieser Entwicklung waren die normalen Hybride, die ihren Anteil um drei Punkte auf 10,2 Prozent (282.555 Neuzulassungen) steigern konnten.
Die reinen E-Mobile erhöhten ihren Marktanteil gegenüber dem Vorquartal um 1,4 Punkte auf 4,6 Prozent. Die Plug-in-Hybride zeigten einen ähnlichen Zuwachs auf und erreichten 3,5 Prozent. Die Hybride mit Stecker bleiben weiterhin die schwächste alternative Antriebsart über alle Länder Westeuropas. Hybride ohne externe Lademöglichkeiten sind weiterhin dominant. Ihre Neuzulassungen übertrafen die Summe der reinen E-Mobile (127.331 Neuzulassungen) und der Plug-in-Hybride (96.073 Neuzulassungen) um 26 Prozent.
In fast allen Ländern gab es ein Plus
Der Einbruch der gesamten Zulassungen zum Vorjahresquartal betraf alle westeuropäischen Länder, in fast allen Ländern gab es dagegen ein Plus bei den alternativen Antrieben. Nur in Norwegen mussten sie ein leichtes Minus von fünf Prozent hinnehmen. Dies liegt an der hohen Marktdurchdringung von fast 80 Prozent und einem Rückgang der gesamten Zulassungen um 16 Prozent.
In den fünf großen Märkten gab es deutliche Zuwachsraten. Deutschland: plus 81 Prozent (Gesamtmarkt: minus 20 Prozent), Frankreich: plus 75 Prozent (Gesamtmarkt: minus 34 Prozent), Großbritannien: plus 145 Prozent (Gesamtmarkt: minus 31 Prozent), Italien: plus 46 Prozent (Gesamtmarkt: minus 35 Prozent), Spanien: plus 36 Prozent (Gesamtmarkt: minus 31 Prozent).
Norwegen bleibt einsame Spitze
Bei vergleichbarem Angebot, aber deutlich intensiverer Förderung bleibt Norwegen die Nummer eins bei den alternativen Antrieben. Im ersten Quartal waren in Summe 79,7 Prozent aller Neuzulassungen reine Elektro-Pkw oder Hybride, ein Plus von zehn Punkten gegenüber dem vierten Quartal 2019. Allerdings kommt dieses Plus fast ausschließlich aus der Entwicklung der reinen E-Mobile, die ihren Anteil von 34,2 Prozent auf 50,5 Prozent steigern konnten. Die Hybride gaben in Summe gut sechs Prozentpunkte nach. Die normalen Hybride hatten einen Marktanteil von zehn Prozent, die Plug-in-Hybride kamen auf 19,2 Prozent.
An zweiter Stelle bei der Marktdurchdringung liegt nun Schweden mit 36,2 Prozent alternativer Antriebsarten. Hier dominieren die Plug-in-Hybride mit einem Anteil von 19,4 Prozent. An dritter Stelle liegt Finnland. Hier kommen alle alternativen Antriebe auf 34,1 Prozent. Mit 18 Prozent Marktanteil dominieren hier die normalen Hybride.
Deutschland nur volumenmäßig Spitze
Aufgrund des hohen Gesamtmarktes wurden in Deutschland im ersten Quartal volumenmäßig die meisten Pkw mit alternativen Antrieben zugelassen. Dies trifft für alle drei Antriebsarten zu. Bezüglich der Marktdurchdringung bleibt Deutschland weiterhin unterdurchschnittlich. Mit einem Marktanteil von 16,5 für alle alternativen Antriebe liegt das Land auf Platz elf der 16 betrachteten Länder. Lediglich bei den Plug-in-Hybriden liegt Deutschland leicht oberhalb des westeuropäischen Durchschnitts.
Die internationale Automobilindustrie steht durch die Covid-19-Pandemie vor einer ungewissen Zukunft. Noch ist nicht klar wie brüchige Lieferketten auch die Produktion der Pkw mit alternativen Antrieben beeinflussen. Darüber hinaus wird die unvermeidbare Rezession zu starken Wohlstandsverlusten führen. Ist der Verbraucher dann noch bereit, in neue (und auch teurere) Antriebstechniken zu investieren?
Wie schon in der Finanzkrise 2008/2009 wird der Ruf nach Kaufprämien laut. Ob diese in der angespannten Lage der Staatshaushalte kommen wird und wenn ja wie sie gestaltet wird, ist ausschlaggebend für die künftige Entwicklung. Werden auch CO2-starke Verbrenner subventioniert, hat dies sicher einen größeren Volumeneffekt. Kaufprämien nur für E-Mobile und Plug-in-Hybride würden zwar die CO2-Ziele erreichbarer machen, helfen Herstellern und Händlern aber nur bedingt, da die zur Verfügung stehende Modellpalette noch zu übersichtlich ist.
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