Die Künstliche Intelligenz (KI) erobert die Automobilindustrie. Gerade hat Bosch-Chef Volkmar Denner sich auf dem Branchentreff Bosch Connected World in Berlin dazu bekannt, im Umgang mit Robotern freiwillige Verpflichtungen einzuhalten. Die KI soll in den nächsten Jahren in nahezu alle Produkte einziehen. Auch Sabine Scheunert, Vizepräsidentin Digitales & IT/Marketing bei Mercedes spricht bei der Automobilwoche-Konferenz Smart Data Car Data von der großen Verantwortung im Umgang mit Daten. Darin spielen Transparenz, der Schutz der Privatsphäre sowie die Sicherheit und Zuverlässigkeit eine große Rolle. "Ich glaube, dass der sensible Umgang mit diesem Thema zum Vorteil werden kann", sagt Scheunert.
Doch der Konzern verfolgt mit der Digitalisierungsoffensive und dem Einsatz von KI handfeste Interessen. "Wir wollen ein Potenzial in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr im Konzern heben", so Scheunert. Dies soll über Kosteneinsparungen durch Prozessoptimierungen geschehen. Es sollen aber auch neue Erträge durch Software hinzukommen. Scheunert hat dabei den Fahrzeughalter im Blick, den der Autohersteller nach dem Kauf eines Autos meist aus den Augen verloren hat.
Scheunert spricht von neuen Kundenerlebnissen wie dem Ökosystem Mercedes Me, über das beispielsweise Werkstatt-Termine vereinbart werden können. "KI soll einen echten Mehrwert für Kunden bringen", sagt Scheunert und verweist auf das Beispiel der App EQ Ready. Diese ermöglicht es, anhand des eigenen Bewegungsprofil zu entscheiden, ob Elektromobilität eine sinnvolle Alternative sein kann.
Weiterbildungsoffensive bei Daimler
Der nächste Schritt bei Mercedes soll der Aufbau eines eigenen Betriebssystems Mercedes.OS sein, das in drei bis vier Jahren in die Autos kommen könnte. Auch hier sieht Scheunert die Notwendigkeit, entsprechende Expertise im Unternehmen aufzubauen und eben nicht von Anfang an auf eine Zusammenarbeit mit anderen Herstellern zu setzen.
Nur dann sei es möglich, Entscheidungen zu einem make or buy zu treffen. Um genügend Fachkräfte dafür zu bekommen, läuft bei Daimler gerade eine Weiterbildungsoffensive. Dabei solle eine fünfstellige Zahl an Mitarbeitern zukunftssicher gemacht werden, also Digitalkompetenzen erlangen, wie Scheunert am Rande der Veranstaltung verrät.
Um die Abhängigkeit von Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple zu verringern, fordert Scheunert eine europäische Digital-Agenda, wie sie bereits in Brüssel diskutiert werde. "Uns geht es dabei um ein aktives Gestalten", so Scheunert. Sie begrüßt deshalb die Bestrebungen, eine europäische Cloud-Lösung wie Gaia-X aufzubauen, um die amerikanische Übermacht zurückzudrängen.
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