Die merkwürdig beklebten Autos dürften auf die Einwohner der Azoren einen äußerst befremdlichen Eindruck hinterlassen haben. Wann sind hier schon mal, mitten im Atlantik, getarnte Prototypen unterwegs? In diesem Fall sind es Fahrzeuge der neuen Audi-A3-Generation, mit denen die Automobilwoche noch vor Serienstart auf der kurvenreichen Insel unterwegs sein konnte.
Der A3 ist Audis Bestseller in Europa. Hier verkaufen die Ingolstädter fast die Hälfte der gesamten Produktion (über 260.000 Einheiten). In Deutschland kam Audi 2019 auf knapp 43.000 Fahrzeuge, und dies sogar im letzten Jahr des Lebenszyklus. Die strategische Entscheidung, den A3 als bewusst sportliches Modell im Kompaktsegment zu positionieren, ging auf. Daran soll auch künftig festgehalten werden – sogar ausgeprägter denn je.
Betont sportliches Äußeres
Nicht einmal die Tarnfolie verdeckt, wie stark man sich auf ein dynamisches Äußeres fokussiert hat. Deutlich zu sehen ist dies an den weit ausgestellten Kotflügeln. Sie sollen laut Designchef Mark Lichte genau das betonen, wofür Audi in seinen sportlichen Anfängen stand: den Quattro-Antrieb. Die Allradtechnik gehört zur DNA der Marke und ist in unserem S3-Prototyp serienmäßig verbaut. Ebenso die Sieben-Gang-S-Tronic (Doppelkupplungsgetriebe).
Für das derzeit mit einer Leistung von 228 kW (310 PS) stärksten Modell der Baureihe, am leichtesten an der Vierrohr-Auspuffanlage und Heckdiffusor zu entlarven, hat Audi gemeinsam mit Bridgestone extra spezielle 19-Zoll-Reifen entwickelt, um die dynamischen Eigenschaften weiter zu verbessern. Gut denkbar, dass diese "Gummi-Lösung" auch für den RS3 Verwendung finden wird. Das Modell soll 2021 auf den Markt kommen und mit seinem Fünfzylinder-Turbomotor deutlich über 400 PS mobilisieren.
Fünf Fahrmodi
Der neuen A3-Generation haben die Ingenieure eine hochintelligente und superschnelle Elektronik mit auf dem Weg gegeben. Sie kümmert sich um eine optimale Regelung von Antrieb, ESP, Lenkung und Dämpfer. Alles passiert im Bereich von Millisekunden. Wann wie geregelt wird, hängt im Wesentlichen von der Fahrweise und der Straßenbeschaffenheit ab, aber auch von der Wahl des "Drive-Select"-Schalters. Über ihn können die fünf unterschiedlichen Modi "comfort", "dynamic", "auto", "effizient" und "individual" angewählt werden. Erstaunlich ist, dass selbst bei "dynamic" der A3 noch angenehmen Komfort bietet und Dynamik nicht mit Härte erkauft. "Unser Ziel war es, über die neue elektronische Regelung bewusst eine große Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit zu erreichen", sagt Maria Rasch, Projektleiterin Gesamtfahrzeug.
Im A3 sind die Steuergeräte so schlau, dass in scharf gefahrenen Kurven die Dämpfer unterschiedlich geregelt und die kurveninneren Räder leicht abgebremst werden, um das Auto besser in die Kurve hineinzuziehen und so ein möglichst neutrales Fahrverhalten zu gewährleisten.
Weltpremiere in Genf
Audis Kompakter bleibt auch in neuer Generation ein Kompakter, selbst wenn er mit 4,35 Meter eine Handbreit länger ist als der Golf. Vorne sitzt es sich prima, hinten zwickt es bei größeren Personen schon mal. Ein Raumwunder war der A3 noch nie. "Dafür haben wir im Konzern eine Marke wie Skoda", heißt es trocken aus Ingolstadt. Wie gehabt lässt sich die Rücksitzbank im Verhältnis 40:20:40 umlegen. Die Laderaumwerte dürften leicht über denen des Vorgängers liegen. Genaue Werte will Audi Anfang März verraten, wenn der A3 auf dem Genfer Autosalon seine Weltpremiere hat.
Einen großen Sprung macht der A3 im Cockpit. Statt der sonst üblichen runden Luftaustritte sitzen die jetzt eher eckigen Lüfterdüsen wie Satelliten links und rechts am Instrumententräger. Das Design wirkt insgesamt deutlich kantiger, bis hinein in die Türen. Fließende Linien sucht man vergeblich. Der größte Teil der Bedienung läuft über den Touchscreen in der Mitte. Physische Schalter gibt es noch für die Klimaanlage und Sitzheizung. Statt des bekannten Schalthebels für die S-Tronic hat der Audi A3 nun einen Mini-Shifter. Und damit auch der Beifahrer eingreifen kann, falls ihm die Lautstärke zu hoch ist, platzierten die Designer daneben einen kleinen runden berührungsempfindlichen Knopf, etwa so groß wie eine Zwei-Euro-Münze. Fingerspitze kreisen reicht.
Keine reine Elektro-Version
Im Frühjahr beginnt die Markteinführung des neuen A3. Er startet mit einem 110 kW-1,5-Liter-Benziner (150 PS) und einem Zweiliter-Diesel. Letzterer hat entweder 85 kW/116 PS oder 110 kW/150 PS. Im Wesentlichen entspricht die Motorisierung jener im Golf 8, denn beide Modelle basieren auf der gleichen Architektur, intern MQB8W genannt. So wird der A3 ebenfalls den neuen 1,5-Liter Vierzylinder-Benziner mit der 48-Volt-Hybridtechnik und als Einstieg den 1.0-TFSI-Dreizylinder (81 kW/110 PS) erhalten. Später im Jahr kommt eine Plug-in-Variante hinzu. Mit ihr wird man vermutlich um die 60 Kilometer elektrisch fahren können. Eine komplett batterieelektrische Version vom A3 wird es dagegen nicht geben, ebenso kein Cabrio und keinen Dreitürer. Neben dem fünftürigen Sportback bietet Audi den A3 weiterhin aber als viertürige Limousine an. Die Preise dürften leicht über denen des alten Modells liegen. Dieses startete bei 25.800 Euro.
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