VW-Chef Herbert Diess ist unzufrieden mit dem Börsenwert des Wolfsburger Konzerns und will schnell gegensteuern. „Unsere Unternehmensbewertung ist nicht da, wo sie sein sollte“, räumte Diess jüngst vor Investoren in New York ein.
Auf einem Chart seiner Präsentation liegt Weltmarktführer VW bei der Marktkapitalisierung abgeschlagen auf Rang zwei – klar übertroffen vom japanischen Erzrivalen Toyota. Der Drittplatzierte, Emporkömmling Tesla aus den USA, konnte mit einem stark zulegenden Aktienkurs in den vergangenen Tagen sogar beinahe zu VW aufschließen.
Mit weltweit 10,97 Millionen Fahrzeugen stellte VW 2019 einen Auslieferungsrekord auf. Im neuen Jahr verlangt Diess von den Marken höhere Margen. „Bloßes Absatzwachstum ist dem Chef nicht genug“, sagt eine VW-Führungskraft, „es muss einhergehen mit deutlich höheren Erträgen.“
Diess setzt vor allem auf die Hebung neuer Synergien. So kündigte er in New York an, dass VW perspektivisch standardisierte Sitzbefestigungen in seinen Autos verbauen will – quer über alle Marken und Plattformen hinweg. Hier rechnet er unter anderem mit einer Reduzierung der erforderlichen Module um 30 Prozent. Die Anzahl der Motor-Getriebe-Varianten beim Modularen Querbaukasten (MQB), auf dem etwa der VW Golf VIII basiert, soll bis 2024 sogar um 40 Prozent sinken.
Ausbau zum Softwarehaus
Bei Elektroautos, auf die VW stärker als viele Wettbewerber setzt, erhofft sich Diess wichtige Impulse von der „MEB Entry Family“. Diese kleinen Stromer nutzen den Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) in einer abgespeckten Version. Drei Designskizzen von auffällig hoch bauenden Einstiegsfahrzeugen mit E-Antrieb zeigte Diess in den USA.
Für China, den mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns, stellte der VW-Chef unter anderem den E-Tharu in Aussicht, ein elektrifiziertes SUV. Generell erwartet Diess im Ausrollen der E-Mobilität „Kostenparität zwischen Batteriefahrzeugen und Verbrennern in der nahen Zukunft“. Helfen werde die zweite Generation von Antriebsakkus.
In seinen Vergleich der Bewertung großer Branchenfirmen bezog Diess auch die IT-Konzerne Waymo, Didi und Uber ein. Den Investoren in New York versprach der VW-Chef: „Wir werden zu einem führenden Unternehmen in der Fahrzeug-Software.“ 2020 beschäftige VW rund 7000 Software-Experten, 2025 sollen es mehr als 10.000 sein. Der Anteil der Inhouse-Entwicklung von Software werde von zehn auf 60 Prozent steigen. Diess: „Ab 2025 nutzen bei uns alle Neuwagen das Betriebssystem VW.OS.“
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