Die Geschäfte der im Bundesverband ASA organisierten Werkstattausrüster haben sich nach einem erwarteten Hoch zu Jahresbeginn in der zweiten Jahreshälfte 2019 wieder normalisiert. Besonders gefragt sind nach wie vor Bremsprüfstände, während Abgastester und Scheinwerfereinstellgeräte schon seit dem ersten Quartal mit starken Einbrüchen zu kämpfen hatten.
"Die Investitionen in diesen Produktgruppen waren vor allem durch Gesetzgebungen getrieben. Das wird sich nicht wiederholen", sagte ASA-Präsident Frank Beaujean bei der Jahrestagung des Verbands. "Die fetten Jahre sind vorbei", so der ASA-Chef weiter.
Ähnlich wie schon 2015 und 2016 werde sich der Markt in einen reinen Verdrängungsmarkt konsolidieren. Naturgemäß wirke sich diese Konsolidierung in manchen Produktkategorien stärker aus als in anderen. "Wir gehen nicht davon, dass die Einführung der Partikelmessung zum 1. Januar 2021 diese Rückgänge kompensieren kann", sagte Beaujean.
Wachstumsmarkt Kalibrierung
Weiteres Wachstum erwarten die ASA-Mitglieder im Bereich Kalibrierung. Die vom Verband initiierte Branchenlösung (das sogenannte Bevollmächtigten-Prinzip) hat sich in der Praxis als qualitativ hochwertig und ausgesprochen leistungsfähig erwiesen. Laut Beaujean kalibrieren die akkreditierten Dienstleister mittlerweile pro Monat bis zu 10.000 Abgasmesseinheiten und bis zu 3000 Bremsprüfstände.
Nachholbedarf besteht allerdings bei der Kalibrierung von Scheinwerfereinstellprüfsystemen (SEP). Aktuell werden maximal 250 Systeme pro Monat kalibriert. Eine Ursache dafür ist laut ASA die in Teilen unpräzise HU-Scheinwerfer-Prüfrichtlinie, die 2018 verabschiedet wurde. Eine SEP Expertengruppe des ASA-Verbands hat daher Anfang November dem Bundesverkehrsministerium 49 Änderungsvorschläge zur Präzisierung der Richtlinie vorgelegt.
Auch bei der Zulassung von Kalibriersystemen sieht der Verband Präzisierungsbedarf. "So genannte intern zurückgeführte Kalibriersysteme müssen in ihrer Präzision und Aussagekraft mit den Kalibriersystemen, die nach DAkkS akkreditiert wurden, vergleichbar sein", betont Beaujean. "Andernfalls messen wir im wahrsten Sinne des Wortes mit zweierlei Maß."
Getrübte Welthandels-Stimmung
Sorge bereiten dem Verbandspräsidenten die weltweit schwelenden Handelskonflikte. Wenn der Handelsstreit zwischen den USA und China nicht beigelegt werde, treffe das auch die Werkstattausrüster – ebenso wie das Dauerbrenner-Thema Brexit. Sollte er doch noch kommen, müssten die ASA-Mitglieder mit höheren Abwicklungskosten und eventuell mit Zöllen im Warenhandel rechnen.
Unabhängig vom Ausgang des Brexit sei aber sicher, dass die Kollegen des englischen Werkstattausrüsterverbandes GEA dem europäischen Dachverband EGEA (European Garage Equipment Assocation) weiterhin angehören würden. "Die internationale Verbandsarbeit war noch nie so intensiv wie in den letzten beiden Jahren", sagt der ASA-Präsident, der selbst seit dem EGEA-Vorstand angehört.
Doch oft kämpften die Repräsentanten der Werkstattausrüster mit stumpfen Waffen. Denn den meist ehrenamtlichen Akteuren in der EGEA stehe ein Heer von 180 hauptamtlichen Lobbyisten der Automobilindustrie gegenüber. Um die Interessen des freien Reparaturmarktes (Independant Aftermarket IAM) zu vertreten, kooperiert die EGEA daher mit anderen Verbänden des IAM in Europa unter dem Dach der AFCAR (Alliance for the Freedom of Car Repair in Europe).
Fahrzeugdatenzugang als Existenzfrage
Zudem wird künftig ein hauptamtlicher technischer Berater die politische Arbeit des EGEA verstärken. Der Spanier Jordi Brunet (52), Ingenieur für Elektrotechnik, ist seit 1996 in der Werkstattausrüstungsbranche tätig und soll gezielt branchenrelevante Themen in den entsprechenden Gremien bei EU-Rat und -Kommission vorantreiben.
"Der faire Zugang zum beziehungsweise in das Fahrzeug bestimmt wesentlich die mittel- und langfristige Zukunft der Werkstattausrüsterbranche, der freien Werkstätten und Teilehändler", sagt Beaujean. Letztlich werde ein fairer Zugang darüber entscheiden, ob Verbraucher künftig ihren Servicepartner noch frei wählen können oder zwangsweise per Telematikservices an die Leine der Autohersteller gelegt würden.
Weil es für den ASA zunehmend schwierig ist, ehrenamtliche Mandatsträger zu finden, hat sich der ASA-Verband mit einer Satzungsänderung für Unternehmen geöffnet, die selbst keine Werkstattausrüstungsgeräte oder -software produzieren, aber Dienstleistungen rund um Werkstattausrüstung anbieten. Aus diese Weise, so Beaujean, "konnten wir bereits namhafte Kalibrierlabore und Werkstattausrüstungshändler als neue außerordentliche Mitglieder für den Verband gewinnen".
Lesen Sie auch:
ASA-Bundesverband: Ehrenamtliche Experten fehlen
Bundesverband der Werkstattausrüster: Harald Hahn im Amt bestätigt
Automatisierte Inspektion: Scanner statt Hebebühne
Im Datencenter:
Marktüberblick der von Autoherstellern empohlenden Werkstattausrüstung in Deutschland 2019