Im Rahmen der Planungsrunde 68 hat der Volkswagen Konzern seine Investitionen für die Jahre 2020 bis 2024 festgelegt. Demnach will VW in den kommenden fünf Jahren knapp 60 Milliarden Euro für Hybridisierung, Elektromobilität und Digitalisierung ausgeben.
Das sind mehr als 40 Prozent der Investitionen in Sachanlagen und der gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten im Planungszeitraum.
Bei der letzten Fünfjahresplanung hatte der Betrag für E-Mobilität, autonomes Fahren, Vernetzung und Mobilitätsdienste noch bei knapp 44 Milliarden Euro gelegen - etwa einem Drittel der Gesamtmittel.
Rund 33 Milliarden Euro will der Konzern davon alleine für die Elektromobilität ausgeben.
"Treiben Transformation entschlossen voran"
"Wir erhöhen in den folgenden Jahren mit unseren Investitionen noch einmal das Tempo", sagte VW-Konzern-Chef Herbert Diess laut Mitteilung. Hybridisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung der Flotte bildeten dabei einen "immer wichtiger werdenden Schwerpunkt", so der VW-Chef. Man wolle Skalenvorteile nutzen und größtmögliche Synergien heben.
Auch wenn sich das konjunkturellen Umfeld eintrübe, arbeite man gleichzeitig an der Steigerung der Produktivität und Effizienz. Man wolle die "gesetzten Ziele absichern", so der Konzern-Chef.
"Wir treiben die Transformation des Volkswagen Konzerns mit aller Entschlossenheit voran", sagte zudem der Aufsichtsratsvorsitzende des Volkswagen Konzerns, Hans Dieter Pötsch.
20 Millionen E-Autos auf MEB-Basis
Auch den Plan für die nächsten zehn Jahre haben die VW-Manager angepasst. Der Konzern will bis 2029 bis zu 75 reine E-Modelle und rund 60 Hybridfahrzeuge auf den Markt bringen.
Bis 2029 sollen rund 26 Millionen E-Autos gebaut und verkauft werden. Zudem will Volkswagen bis 2029 fast sechs Millionen Hybridfahrzeuge absetzen.
Etwa 20 Millionen der geplanten E-Fahrzeuge bis 2029 sollen auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten des Konzerns (MEB) basieren. Der Großteil der weiteren sechs Millionen Fahrzeuge basiert auf der High-Performance-Plattform PPE.
27 Milliarden für vernetztes und autonomes Fahren
In Vernetzung, Mobilitätsdienste und autonomes Fahren sollen in den kommenden zehn Jahren insgesamt rund 27 Milliarden Euro fließen. VW beteiligt sich im Bereich des assistierten Fahrens unter anderem an der Ford-Tochter Argo. Die Software-Entwicklung ist für Vorstandschef Herbert Diess ein Schwerpunkt der künftigen Entwicklungsarbeit.
Um- und Ausbau der Produktionsstandorte
Die Entscheidung zu einem neuen Mehrmarkenwerk soll bis Jahresende fallen. VW hatte die Entscheidung zu einem möglichen Neubau nahe der Stadt Izmir in der Türkei wegen der massiv kritisierten türkischen Militäraktionen in Nordsyrien Mitte Oktober auf Eis gelegt. Zuvor hatte vieles darauf hingedeutet, dass sich die Türkei als Standort etwa gegen Bulgarien durchsetzen würde. Der schwächelnden türkischen Wirtschaft wäre die große Investition äußerst willkommen.
Der bisher in Emden produzierte Passat soll - ebenso wie der Skoda Superb - in das geplante neue Werk verlagert werden. In Emden soll ab 2022 der elektrische A-SUV (ID.Next), der camoufliert auf der IAA in Frankfurt zu sehen war, vom Band rollen.
In Deutschland werden die E-Fahrzeuge in Zwickau, Emden, Hannover, Zuffenhausen und Dresden produziert. Die VW-Fabrik in Zwickau macht bei der "E-Offensive" den Anfang. Hier startete Anfang November die Fertigung des ersten Modells der rein elektrischen ID-Serie, der ID.3. Dafür wird der komplette Standort von der Verbrenner- auf die Elektro-Produktion umgerüstet. Rund 1,2 Milliarden Euro werden als Kosten für die Umstellung veranschlagt.
Die "Transformation" soll nun auch in den Werken Emden und Hannover geschehen und dort mehr als 1 Milliarde Euro beziehungsweise rund 1,5 Milliarden Euro kosten.
In China stehen ebenfalls große Elektro-Investitionen an. Mit den chinesischen Joint-Venture-Partnern FAW und SAIC werden die Standorte Foshan und Anting für die Elektroproduktion vorbereitet.
Auch bei Skoda in Mlada Boleslav gibt es künftig eine E-Auto-Fertigung. Im US-Werk in Chattanooga (Bundesstaat Tennessee) entsteht eine zusätzliche E-Montagelinie für etwa 800 Millionen US-Dollar (circa 726,7 Millionen Euro).
"VW würde zweiten Skandal nicht überstehen"
Derweil äußerte sich VW-Vorständin Hiltrud Werner bei einem Diskussionsforum zum Thema Wirtschaftsethik in Hannover. Werner ist im Konzern für Integrität und Recht verantwortlich.
Als das Vorstandsressort 2016 eingerichtet wurde, seien nicht alle im Konzern davon überzeugt gewesen, dass das gerechtfertigt ist. "Wir haben gesagt, von Anfang an, wir müssen in die Köpfe aller Menschen bei Volkswagen - aus dem einfachen Grund, weil wir einen zweiten Skandal nicht überstehen werden", so Werner.
Die Kurt-Alten-Stiftung und die Leibniz Universität Hannover hatten zu der Veranstaltung unter dem Titel "Wirtschaft zwischen Milliarden und Moral", geladen. (Mit Material von dpa)
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