Für den Autoanalysten Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler wird das nächste Jahrzehnt der Verlust von Arbeitsplätzen in der Auto- und Zulieferindustrie die größte Herausforderung sein. "Es wird für jeden eine große Aufgabe sein, dass zu managen", ist er überzeugt und hält Prognosen, die den Verlust von Jobs im sechsstelligen Bereich voraus sagen, für realistisch.
Obwohl in den vergangenen eineinhalb Jahren mit Handelskonflikten, Brexit oder einer unter schlechten Vorzeichen stehenden IAA viele negative Dinge zusammengekommen seien, will er dennoch für die Branche kein düsteres Bild zeichnen. Nicht alle Stürme, die die Industrie derzeit erlebe, seien Gegenwinde und destruktiv.
Anzeichen der Besserung
Seiner Einschätzung nach werden viele der Unternehmen in zehn Jahren nicht schlechter dastehen als heute. Auch auf den Märkten sieht er Anzeichen für eine Besserung. So erwartet er beispielsweise, dass der Nafta-Raum im kommenden Jahr "positiv überraschen" wird. Aussagen, dass "das Auto als begehrenswertes Kulturgut" ausgedient habe, hält er für übertrieben. Eine Zurückhaltung gegenüber dem Auto sieht er nur in 20 bis 30 westeuropäischen Großstädten.
Der Autoanalyst rechnet damit, dass die zwanziger Jahre "das Zeitalter der batterieelektrischen Autos sein wird". Er ist überzeugt: "Der Run hat begonnen." Auch Hybridfahrzeugen prognostiziert er für das kommendes Jahrzehnt steigende Stückzahlen. "Hybridantriebe sind ein intelligenter und kein fauler Kompromiss", bricht Pieper für die Antriebsform eine Lanze.
Technologisch Stellung beziehen
Den Fahrzeugherstellern empfiehlt er technologisch Stellung zu beziehen und lobt dafür den Chef des VW-Konzerns Herbert Diess und seine Elektroautostrategie. Gleichzeitig rät er dem Autobauer sich mit den Klägern zu vergleichen.
Wenig Verständnis zeigt Pieper für das Konstrukt Continental/Schaeffler. Mit den Worten "Zusammenraufen oder trennen", plädiert er für eine Änderung der Strategie bei den Zulieferern. Und auch für die Politik hat er einen Ratschlag parat: "Seid stolz auf die deutsche Autoindustrie", die in vielen Teilen der Welt hohe Wertschätzung genieße.
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