Bisher ließen sich auf der Porsche-Seite im Internet nur Lifestyleprodukte wie Jacken oder Taschen erwerben. Nun hat das Unternehmen eine neue Plattform geschaffen und bietet auch seine Sportwagen und SUVs direkt zum Verkauf an. Schon bald soll der digitale Vertriebskanal einen signifikante Rolle spielen. „Ich gehe davon aus, dass im Jahr 2025 etwa zehn Prozent unserer Fahrzeuge in Deutschland online gekauft werden“, sagte Alexander Pollich, Porsche-Vertriebschef für Deutschland, der Automobilwoche.
Online verkauft werden allerdings nur Neu- und Gebrauchtwagen, die bei den Händlern in Deutschland sofort verfügbar sind. Alle Porsche-Zentren seien mit an Bord, sagt Pollich. Die Hälfte der Bestandsfahrzeuge sei bereits eingestellt. Dies sind nach Angaben einer Sprecherin derzeit mehr als 4000 Autos. Der Pool soll rasch erweitert werden. Darin findet sich etwa ein Porsche 918 Spyder aus dem Jahr 2014 für knapp 1,5 Millionen Euro oder ein neuer Panamera Sport Turismo für 245.000 Euro.
Der Kauf läuft weitgehend standardisiert wie bei anderen Plattformen ab. Hat der Kunde ein Auto ausgewählt und in den Warenkorb gelegt, kann er zwischen Barkauf und einem Leasingangebot auswählen. Möglich ist auch, das eigene Auto in Zahlung zu geben. Schließt er den Bestellvorgang ab, werden automatisch 2500 Euro als Anzahlung abgebucht.
Das Auto ist damit blockiert und verschwindet aus dem Verkauf. Der endgültige Vertrag wird dann mit dem zuständigen Porsche-Händler oder mit Porsche Financial Services geschlossen. Die Preise sind fix, die Preishoheit hat der jeweilige Händler. Das Handeln, wie es vor allem bei Gebrauchtwagen in einem Autohaus durchaus üblich ist, entfällt damit.
Porsche Studios als Ergänzung des Vertriebsnetzes
Mit dem neuen Angebot will Porsche auch in neue Käuferschichten vordringen. "Der Online-Vertrieb bietet die Chance, jüngere und digital affinere Kundengruppen anzusprechen", so Pollich. Deutschland ist Vorreiter, danach wird das Angebot 2020 in Europa scharf gestellt, auch in den USA ist der Online-Verkauf im Aufbau. China folgt etwas später.
Der Handel steht der neuen Plattform aufgeschlossen gegenüber. "Es handelt sich ja nicht um einen Direktvertrieb des Herstellers", sagt beispielsweise Roger Störzer, Chef des Porsche-Zentrums Hegau-Bodensee der Graf-Hardenberg-Gruppe. Allerdings müsse sich zeigen, wie das Angebot angenommen werde. Viele Porsche-Kunden bevorzugten den persönlichen Kontakt.
Das sieht auch Deutschland-Vertriebschef Pollich so, der das Netz derzeit einer umfassenden Analyse unterzieht. Angesichts des Wachstums etwa mit der neuen Baureihe Taycan könnte in den nächsten Jahren das eine oder andere zusätzliche Porsche-Zentrum in Deutschland zu den bestehenden 88 hinzukommen. Im nächsten Jahr soll auch die neue Architektur der Porsche-Zentren erstmals in Dortmund zu sehen sein. Danach haben die Händler zehn Jahre Zeit für die Umstellung.
Ergänzend soll es in Zukunft kleinere Porsche-Studios in Innenstädten oder Einkaufszentren geben. "Damit haben wir in anderen Märkten, etwa in Kanada oder Asien bereits gute Erfahrungen gemacht", so Pollich. Denkbar seien auch vermehrt zeitlich begrenzte Pop-up-Stores. Als zentrales Thema würde sich dafür laut Pollich der rein elektrische Taycan eignen, der derzeit auf den Markt kommt und auf große Resonanz bei den Kunden stößt.
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