Im Frühjahr 2019 übernahm Christian Koeper die Leitung des operativen Geschäfts bei der B2B-Plattform Tyre24. Koeper, der zuvor unter anderem für Ebay Motors, das Autoteileportal Daparto und Fastlane arbeitete, nimmt bei dem Betreiber des Portals, der Saitow AG aus Kaiserslautern, nun den lukrativen Ersatzteilemarkt ins Visier, der um ein Vielfaches größer ist als der Reifenmarkt.
2017 wurde das Angebot bei Tyre24 um Verschleißteile ergänzt. „Die gute Value Proposition bei Reifen soll sich bei Ersatzteilen wiederholen“, sagt Koeper. Dabei setzt er auch im Teilebereich auf etablierte Lieferanten, denn „wir möchten kein Auffangbecken für Goldsucher im automobilen E-Commerce sein.“
Um die Servicequalität zu erhöhen, ist im Frühjahr 2019 bei Tyre24 ein Label für Premiumanbieter eingeführt worden. Unter anderem muss ein Lieferant dafür Bestellungen, die werktags bis 17 Uhr eingehen, noch am gleichen Tag versenden. „Benchmark ist der klassische Großhandel, der bis zu sechsmal pro Tag liefert.“
Mit dem Premium-Label soll die Plattform, die 2002 als reiner Preisvergleich gestartet war, ein Gegengewicht zum Prinzip des „Best-price-wins“ werden. Koeper: „Ich kann mit etablierten Anbietern aus dem Großhandel nicht über den niedrigsten Preis diskutieren. Das Paket aus gutem Preis und sehr gutem Service muss stimmen.“ Erste Erfahrungen mit dem neuen Label seien positiv. Reifenlieferanten verzeichneten im Schnitt 20 Prozent mehr Bestellungen.
Keine Autos in absehbarer Zeit
Potenzial für die Plattform bietet die Internationalisierung, „die ja voll im Gang ist, wie das Beispiel Stahlgruber und LKQ zeigt“, so Koeper. Mit 25.000 Kunden in Deutschland und 40.000 in der EU sieht er eine gute Ausgangsbasis für die weitere Expansion. Andererseits gebe es hierzulande „einen überdistribuierten Markt mit zu vielen Reifenmarken“. Ein Problem, das sich durch die Öffnung des Markts für ausländische Anbieter verschärfe.
Zum möglichen Ausbau des Sortiments stellt Koeper klar: „Es ist in absehbarer Zeit nicht geplant, auch Autos über die Plattform zu vermarkten.“ Bisher habe man nur Testballons gestartet, etwa mit der Vermittlung von Leasingangeboten.
Die Trennung von B2B-Plattformen wie Tyre24 und B2C-Portalen wie Reifen-vor-Ort will die Saitow AG beibehalten. „Das bringt keiner unter einen Hut, weil die Klientel zu unterschiedlich ist.“
Auch etablierte Verbrauchershops wie Autodoc, ATP Autoteile oder Kfzteile24 müssten „B2B gehen, um ihr Wachstum halten zu können und Wachstumserwartungen von Investoren zu erfüllen“, prognostiziert er. „Der Automotive-Aftermarket ist keine Spielwiese für Start-ups.“
Beim Blick in die Zukunft sei sehr spannend, „wie sich die OE-Anbieter im Netz aufstellen“, sagt Koeper. „Denn sie haben große Datenschwächen. Die kennen ihre Teilenummer und das war's.“
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