Im September 2019 wurden in Deutschland 244.622 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Plus von 22,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Nach neun Monaten steht das zweitbeste Neuzulassungsergebnis seit dem Jahr 2000 zu Buche. Nur im Jahr 2009, dem Jahr der Verschrottungsprämie, gab es mehr neu zugelassene Pkw auf Deutschlands Straßen.
Auf den ersten Blick scheint der September ein normaler Monat gewesen zu sein, da der Vorjahresmonat aufgrund der damaligen WLTP-Umstellung sehr schwach war. Aber auch in diesem Jahr gab es im Rahmen der zweiten WLTP einige Verwerfungen, die allerdings weniger stark ausfielen als vor einem Jahr.
Der September 2018 war der niedrigste September aller Zeiten (-31 Prozent gegenüber September 2017) und litt unter den enormen vorgezogenen Neuzulassungen in den Vormonaten sowie einer mangelnden Verfügbarkeit vieler Modelle.
Das Ergebnis des diesjährigen Septembers zeigt trotz des hohen Plus gegenüber dem Vorjahr, dass auch hier viele Neuzulassungen fehlen.
Gegenüber dem unbeeinflussten September 2017 lagen die Neuzulassungen 15 Prozent im Minus und waren zehn Prozent niedriger als die eines mittleren Septembers der Jahre 2000 bis 2018. Es war das zweitniedrigste Septemberergebnis seit über 25 Jahren.
Hohe Neuzulassungen im Jahr 2019 erwartet
Die Entwicklung der verbleibenden drei Monate wird aufgrund der WLTP-2-Umstellung zwar auch leicht negativ beeinflusst sein, aber nicht so stark wie vergangenes Jahr.
Auf der anderen Seite könnte es auch zusätzliche positive Impulse geben. Ab 2020 gelten die neuen, herstellerspezifischen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß. Es könnte sein, dass viele Hersteller ihre CO2-starken Pkw bis Jahresende verstärkt als vorgezogene Neuzulassungen in den Markt drücken.
Das hätte für sie den Vorteil, dass diese Fahrzeuge im Jahr 2020 bei der Berechnung des CO2-Flottenausstoßes nicht berücksichtigt würden. Sind die starken Wachstumsraten der SUVs im Juli (plus 16 Prozent), August (plus elf Prozent) und September mit plus 21 Prozent bereits ein Anzeichen dafür, oder ist es eine normale Marktentwicklung?
So ist die Entwicklung der verbleibenden drei Monate recht unsicher und hauptsächlich durch Herstelleraktivitäten geprägt, weniger durch konjunkturell bedingtes Nachfrageverhalten.
Die Automobilwoche erwartet für das Jahr 2019 ein Neuzulassungsergebnis von zirka 3,5 Millionen Pkw. Das wäre ein Plus von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
2020 muss mit einem Rückgang gerechnet werden
Die wirtschaftliche Entwicklung für das kommende Jahr wird zunehmend skeptischer gesehen. Neben einer normalen Abflachung des Wirtschaftswachstums stehen Risiken wie ein ungeregelter Brexit und ausufernde Handelskriege im Raum.
Auch marktinterne Probleme sind absehbar: Wie steht es mit der Verfügbarkeit neuer Modelle? Wie wird die neue Generation der E-Mobile vom Verbraucher angenommen? Führt die Klimadebatte zu Warteeffekten oder zu einem schnelleren Ersetzen alter Pkw durch neue, energiesparende Modelle?
Unter der Annahme, dass es kommendes Jahr nur zu einer konjunkturellen Wachstumsdelle, nicht aber zu einer Rezession kommt, erwartet die Automobilwoche ein Neuzulassungsergebnis von 3,35 Millionen Pkw. Das sind 4,3 Prozent weniger als in diesem Jahr, aber dennoch drei Prozent über dem mittleren Neuzulassungsniveau in diesem Jahrtausend.
Im September lagen die privaten Neuzulassungen 19 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Der Anteil lag mit 33 Prozent leicht oberhalb des Wertes des Vorjahresmonats. Nach neun Monaten liegen sie 1,3 Prozent unter Vorjahr.
Die gewerblichen Neuzulassungen stiegen im September 2019 mit plus 24 Prozent stärker als die privaten Zulassungen. Kumuliert weisen sie ein Plus von 4,7 Prozent auf.
Anteil der Benziner sinkt weiter
Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw stiegen im September um 23,5 Prozent, ihr Anteil erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Punkte auf 29,6 Prozent.
Der durchschnittliche Dieselanteil in einem September lag in den Jahren 2000 bis 2018 bei 43 Prozent. In der Spitze (2012) betrug er 47,8 Prozent.
Die Neuzulassungen der Benziner stiegen im September um 13,8 Prozent, sie kamen auf einen Marktanteil von 59,9 Prozent nach 64,3 Prozent im Vorjahr. Auf Monatsebene ist es der zehnte Marktanteilsrückgang in Folge gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat.
Die Zulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben stiegen in Summe um über 100 Prozent, der Marktanateil erhöhte sich auf 10,5 Prozent nach 6,4 Prozent im Vorjahr.
Das meiste Volumen bei den alternativen Antrieben haben die normalen Hybride. Sie kamen mit 15.373 Neuzulassungen auf einen doppelt so hohen Wert wie im Vorjahr und machten 60 Prozent aller alternativen Antriebe aus.
An zweiter Stelle lagen die reinen Elektro-Pkw mit 5880 Neuzulassungen. Das ist zwar das 2,5-Fache des vergangenen Jahres, aber die hohen Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es seit Jahresbeginn auf Monatsebene keine großartige Dynamik gibt.
Die Plug-in-Hybride kamen auf 3572 Neuzulassungen, Flüssig- und Erdgas-Pkw in Summe lagen mit 807 Neuzulassungen weit dahinter.
Audi fällt hinter Hyundai zurück
Die Gewinne und Verluste gegenüber dem Vorjahr auf Markenebene sind aufgrund der Verfälschungen nur bedingt aussagekräftig.
Die höchsten Zuwächse der Top-15-Marken verbuchten Audi (plus 148,3 Prozent) und VW mit plus 96 Prozent.
Verluste mussten lediglich BMW (minus 18,9 Prozent), Mazda (minus 9,4 Prozent) und Opel mit minus 9,1 Prozent hinnehmen.
Auffällig ist, dass Audi trotz des enormen Wachstums nur Rang acht belegt (Marktanteil: 4,7 Prozent), noch hinter Hyundai (plus 36 Prozent, Marktanteil 4,8 Prozent).
Die Top-drei-Marken waren im September dieses Jahres VW, Mercedes und BMW. Ford kam auf Rang vier, Skoda belegte hinter Opel Rang sechs.
Etwas aussagekräftiger ist der Vergleich mit dem unverfälschten September 2017. Hier relativieren sich auch einige hohe Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr: Audi hat im diesjährigen September 45 Prozent weniger Neuzulassungen aufzuweisen als vor zwei Jahren, bei VW beläuft sich der Rückgang auf 25 Prozent.
Von den Top-15-Marken konnten Fiat, Hyundai, Ford und Mini mehr neue Pkw zulassen als im September 2017.
Kompaktklasse wieder an der Spitze
Nachdem sich die SUVs vergangenen Monat an die Spitze der KBA-Segmente gesetzt hatten, konnten die Kompaktwagen (Golf-Klasse) mit plus 38,1 Prozent (Marktanteil: 21,6 Prozent) diese Position zurückerobern. Die SUVs kamen mit plus 20,9 Prozent auf einen Marktanteil von 21 Prozent.
Der CO2-Ausstoß der gesamten Neuzulassungen lag im Durchschnitt bei 155,1 g/km; 2,5 g/km weniger als im Vormonat und der niedrigste Wert, seitdem nach dem WLTP-Verfahren gemessen wird.
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