Topmanager der Autobranche blicken für die Automobilwoche auf die aktuellen Herausforderungen.
Frage: Sehen Sie die Autobranche in einer vorübergehenden Flaute oder in einem lang anhaltenden Abschwung?
Daimler-Chef Ola Källenius:
"Wir sehen den globalen Automobilmarkt nicht in einem lang anhaltenden Abschwung. Es stimmt, die weltweite Pkw-Nachfrage hat sich 2019 abgeschwächt. Nach den starken Vorjahren und angesichts der schwächeren wirtschaftlichen Wachstumsdynamik kommt das aber nicht völlig überraschend. Für Mercedes-Benz Cars erwarten wir im zweiten Halbjahr bereits eine Trendwende. Und langfristig überwiegen eindeutig die Chancen."
Continental-Chef Elmar Degenhart:
"Der Automobilmarkt ist weltweit seit 2018 rückläufig. Diese Entwicklung hat sich 2019 fortgesetzt. Mit einer kurz- bis mittelfristigen Belebung des Marktumfelds rechnen wir als Continental weiter nicht."
ZDK-Präsident Jürgen Karpinski:
"Die internationalen Märkte entwickeln sich unterschiedlich, in Deutschland sieht es aktuell noch ganz gut aus. Die Fahrzeugproduktion und der Export der deutschen Hersteller sind im ersten Halbjahr allerdings rückläufig. Wichtig für die zukünftige Entwicklung wird sein, wie die Transformation hin zu Fahrzeugen mit alternativen Antrieben gelingen wird."
Arndt G. Kirchhoff:
"Durch die Handelsauseinandersetzungen gibt es zurzeit Unruhe in der Weltwirtschaft. Nach einem zehnjährigen Aufschwung, in dem viele Branchen an der Kapazitätsgrenze arbeiteten und auch der Arbeitskräftemarkt in vielen Ländern leer gefegt ist, sehe ich eine Konsolidierungsphase als ein Stück weit normal an. Ich glaube, dass in vielen Teilen der Welt der Wunsch nach individueller Mobilität bei Weitem noch nicht erfüllt ist und der Absatz auch in Zukunft steigen wird. Wir dürfen nicht den Fehler machen und die Dinge nur durch die deutsche Brille sehen."
Hans Jörg Klein, Geschäftsführer Marketing und Verkauf der Ford-Werke.
"Ich sehe die Automobilindustrie vor allem in einem tief greifenden Transformationsprozess, wie wir ihn in der Vergangenheit in dieser Dimension noch nicht erlebt haben. Wir gehen aktuell von einem weltweiten Industrieumsatzvolumen aus, das trotz unterschiedlicher Entwicklung der Märkte im Vergleich zum Jahr 2018 nahezu unverändert bleibt.
Mittel- und langfristig wird sich Ford – und ich denke auch die Branche – hin zum Mobilitätsanbieter entwickeln. Darin sehe ich großes Potenzial, denn das Bedürfnis der Menschen nach individueller, nachhaltiger Mobilität wird eher steigen."
Arndt Ellinghorst, Autoanalyst bei Evercore ISI:
"Ich erwarte, dass wir 2020/2021 wegen extrem strenger Emissionsgrenzwerte in Europa tiefer in die Krise rutschen. Gleichzeitig entwickeln sich wichtige Märkte vom Zyklus her nach unten. Wir befinden uns im Frühstadium eines mehrjährigen strukturellen Umbaus, man kann es auch negativ als Krise bezeichnen. Für effiziente, global aufgestellte Hersteller und Zulieferer mit klaren Innovationsstrategien ergeben sich erhebliche Chancen."
Christian Dahlheim, Leiter des Konzernvertriebs von Volkswagen:
"Aktuell entwickeln sich die Pkw-Gesamtmärkte uneinheitlich, sie werden im Gesamtjahr 2019 weltweit voraussichtlich leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Mittelfristig gehen wir von einer Erholung der globalen Pkw-Nachfrage und weiterem Wachstum aus."
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