Die Allianz des Daimler-Konzerns mit Renault-Nissan schien zuletzt ein Auslaufmodell. Die nächste Generation des Smart wird mit Geely entwickelt, in den gemeinsamen Werken wie beispielsweise Mexiko knirscht es, die X-Klasse auf Basis des Nissan Navara ist ein Flop. Umso überraschender ist nun, dass Daimler eine Neuauflage des Kastenwagens Citan ankündigt.
"Der neue Citan wird eine vollumfängliche Neuentwicklung und schon beim ersten Hinsehen ein klar als Mercedes-Benz erkennbares Fahrzeug sein", kündigte Van-Chef Marcus Breitschwerdt an. Wie bisher auch soll der Stadtlieferwagen im Rahmen der Allianz mit Renault-Nissan entstehen. Diese habe sich bewährt, so Breitschwerdt.
Zuletzt war immer wieder über ein Aus des Citan spekuliert worden, zumal Daimler-Chef Ola Källenius als Teil der Sparbemühungen auch eine Verkleinerung des Produktportfolios vornehmen will. Man werde sich nur noch auf die "vielversprechendsten Produkte" konzentrieren, sagte er jüngst.
Dazu zählt offenbar auch das Segment der kleinen Lieferwagen. Für Breitschwerdt ist die Sache eindeutig. "Wir liegen hier goldrichtig angesichts globaler Trends wie etwa dem Internethandel", sagte er jüngst am Rande der Premiere des EQV.
Zudem benötige Mercedes einen günstigen Lieferwagen, der in Zukunft als Flottenfahrzeug für Teilangebote oder Paketlieferdienste dienen könne. Diese Nische wollte Mercedes offenbar nicht Renault mit dem Kangoo, Peugeot mit dem Partner und vor allem VW mit seinem erfolgreichen Caddy überlassen.
Man habe in den vergangenen Jahren wichtige Erfahrungen gesammelt und wolle nun die Drehzahl erhöhen, so Breitschwerdt. Damit ist wohl gemeint, dass der Citan sich deutlicher vom französischen Pendant abheben muss, um bestehen zu können. Noch ist vom Aussehen offiziell nichts bekannt, doch soll der Citan offenbar wie eine kleinere Ausgabe der V-Klasse daherkommen. Doch nicht nur im Design, sondern auch im Komfort, der Vernetzung und dem Infotainment soll der Citan einen deutlichen Sprung machen.
Schließlich würden viele Handwerker im Auto nicht nur die Vesperpause abhalten, sondern auch ab und zu ein Nickerchen. Außerdem soll der Citan schnell eine vollelektrische Variante erhalten. Die oft vorgebrachte Kritik, es handele sich nur um einen Renault mit Mercedes-Stern, lässt Breitschwerdt dabei nicht gelten. "Der Citan hat mit die besten Qualitätswerte im Konzern überhaupt.
Immerhin verkaufte Mercedes vom Citan im Jahr 2018 und 2017 jeweils rund 26.000 Stück, obwohl er seine Premiere bei der IAA 2012 feierte und damit schon sieben Jahre auf dem Buckel hat.
Wie groß das Potenzial ist, beweist VW mit dem Caddy, der auch von vielen Familien als Platzwunder und günstige Alternative zu Passat und Co. akzeptiert wird. 2018 verkauften die Wolfsburger knapp 160.000 Einheiten des Kastenwagens, obwohl auch er am Ende des Lebenszyklus steht.
Lesen Sie auch:
Van-Chef bei Daimler: Höllenaufgabe und "aufregendster Job"
Mit Sparprogramm zurück zu alter Stärke
Källenius will Mercedes-Modelle streichen
Daimler weist für zweites Quartal 1,6 Milliarden Euro Verlust aus
Aus dem Datencenter:
Modellvorschau für die Marke Mercedes-Benz Vans von 2017 bis 2024