„Nachhaltigkeit ist unser Anspruch als Teil der Gesellschaft. Und gleichzeitig eine absolute Notwendigkeit für künftigen Erfolg“, sagt Audi-Chef Bram Schot. Akzeptanz und Relevanz der Marke hingen davon ab. „Und damit auch der Wert der Marke Audi“, so Schot.
Das Unternehmen hat sich mit seiner Nachhaltigkeits-Roadmap zum Ziel gesetzt, den gesamten Fahrzeug-Lebenszyklus langfristig CO2-neutral zu gestalten. Das heißt, von der Herstellung der Fahrzeuge über die Nutzung bis zu deren Verwertung. Mit der unternehmensweiten Decarbonisierung soll der CO2-Fußabdruck der Fahrzeugflotte bis 2025 gegenüber dem Vergleichswert des Jahres 2015 um 30 Prozent verringert werden. Dafür will das Unternehmen bis 2025 alle weltweiten Produktionsstandorte CO2-neutral stellen. Spätestens im Jahr 2050 will der Hersteller unternehmensweit CO2-Neutralität erreichen.
Eine Vorreiterrolle hat das Werk in Brüssel, das bereits seit 2018 CO2-neutral arbeitet. „Wir sind der erste Großserienhersteller, der das im Premiumsegment geschafft hat“, sagt Peter Kössler, Audi-Vorstand für Produktion und Logistik. Im ungarischen Motorenwerk in Györ setzt das Unternehmen unter anderem auf Geothermie und Sonnenenergie und plant, dort die größte Fotovoltaik-Dachanlage Europas in Betrieb zu nehmen. So will der Autobauer pro Jahr 6000 Tonnen CO2 sparen.
Reduce, Re-use, Recycle und Rethink
Auf den Dächern der beiden Logistikzentren in Györ errichtet Audi gemeinsam mit dem Energiekonzern Eon einen Sonnenenergiepark auf einer Fläche von 160.000 Quadratmetern. Die Bauarbeiten für die Anlage mit einer Spitzenleistung von zwölf Megawatt starten im August. Anfang 2020 beginnt dort die Energieerzeugung.
Der Partner Eon installiert die 35.000 Solarmodule und betreibt die Anlage, die jährlich mehr als 9,5 Gigawattstunden produzieren soll. Das entspricht dem jährlichen Energiebedarf von 5000 Haushalten.
Die Ingolstädter stellen ihr Handeln unter vier Oberbegriffe: Reduce, Re-use, Recycle und Rethink. Unter Reduce versteht das Unternehmen Schritte, die schädliche Auswirkungen auf die Umwelt verringern. Re-use zielt auf das Wiederverwenden von Materialien ab. Unter Recycle fällt die Aufbereitung von Rohstoffen. Und mit Rethink beschreibt der Konzern die Offenheit, neue Wege zu beschreiten.
Zum Thema Re-use betont Kössler, dass viele der eingesetzten Ressourcen wie Wasser möglichst lange im Kreislauf verbleiben. So ist die Fabrik im mexikanischen San José Chiapa komplett abwasserfrei. Dort wird benutztes Wasser gereinigt und anschließend wieder in der Produktion eingesetzt.
Möglichkeiten für Einsparungen ergeben sich auch beim Luftkreislauf. Beispiele dafür sind die Lackierereien in Ingolstadt, in Györ und in San José Chiapa. Dort wird die benötigte Energiemenge durch den Umluftbetrieb verringert. Zudem reduziert eine Abluftreinigung den Ausstoß flüchtiger organischer Verbindungen um mehr als 90 Prozent.
Energiespeicher für ökologisch erzeugten Strom
Möglichkeiten bietet auch der Bereich E-Mobilität. So sind die Batterien des Audi e-tron für ein gesamtes Fahrzeugleben ausgelegt. Da die Akkus dann aber nicht schrottreif sind, sondern immer noch über einen Großteil ihrer Kapazität verfügen, wäre es für ein Zerlegen und Recyceln zu früh. Audi testet deshalb Re-use-Konzepte für die Akkus. Die Lithium-Ionen-Batterien eignen sich unter anderem als Energiespeicher für ökologisch erzeugten Strom aus Sonne, Wind oder Wasser.
Beim Recycling ist es Ziel des Konzerns, die Rohstoffe sortenrein zu trennen, aufzubereiten und wiederzuverwerten. Um wertvolle Bestandteile der Hochvoltbatterien wiederzuverwerten, unterhält Audi eine Forschungskooperation mit dem Recycling-Spezialisten Umicore. Gemeinsam wurden die möglichen Recycling-Quoten für Batteriebestandteile wie Kobalt, Nickel und Kupfer bestimmt. Im Labortest konnten 95 Prozent recycelt werden. Zudem verspricht sich der Hersteller von den Untersuchungen zum Batterierecycling auch Erkenntnisse über den Reinheitsgrad der wiedergewonnenen Materialien.
Doch Nachhaltigkeit betrifft nicht nur Audi selbst – das geht alle Lieferanten an. Der Autohersteller hat ein Nachhaltigkeits-Rating zur Lieferantenbewertung entwickelt. Das ist seit Anfang Juli bei der Auftragsvergabe verbindlich. Beschaffungsvorstand Bernd Martens: „Das zeigt, wie viel Wert wir bei Audi auf eine nachhaltige Lieferkette legen.“
Dieser Artikel stammt aus der neuen Automobilwoche "Edition Audi - Aufbruch in ein neues Zeitalter":
EDITION AUDI >> HIER BESTELLEN
Lesen Sie auch:
Audi-Beschaffungsvorstand Bernd Martens im Interview über Flugtaxis von Audi
Autohersteller werden zu Stromanbietern