Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat vor dem Hintergrund des anhaltenden Handelskonflikts eine Fachkräfte-Allianz mit den USA vorgeschlagen. Altmaier sagte am Freitag (Ortszeit) zum Abschluss seiner US-Reise in Tuscaloosa (Bundesstaat Alabama), er glaube, dass es falsch sei, Zölle zu erhöhen. "Deshalb habe ich Vorschläge unterbreitet jenseits von Zöllen, wie wir die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit stärken können. Ein Element davon wäre, dass wir enger im Bereich der Gewinnung von Fachkräften zusammenarbeiten."
Hintergrund ist der Mangel an Fachkräften sowohl in Deutschland als auch in den USA. "Deutschland hat ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Wir hätten die Möglichkeit und die Chance, gemeinsam Fachkräfte auszubilden, indem wir jungen Amerikanern die Möglichkeit geben würden, duale Ausbildung auch in Deutschland zu absolvieren, indem wir umgekehrt junge deutsche Berufsschüler motivieren, einen Teil ihrer Ausbildung in den USA zu verbringen", sagte Altmaier.
"Mehr Zusammenarbeit und nicht mehr Konflikt"
"Wenn wir imstande wären, beispielsweise im Bereich der Sprachausbildung, im Bereich der dualen Ausbildung entsprechende Kapazitäten zu schaffen, dann könnten wir zum einen die emotionalen Beziehungen zwischen unseren Ländern stärken, zum zweiten könnten wir wirtschaftliche Wachstumskräfte freisetzen", so der CDU-Politiker. "Und das ist, glaube ich, das, was wir brauchen: mehr Zusammenarbeit und nicht mehr Konflikt."
Altmaier fügte hinzu: "Wir glauben, dass wir gerade in Deutschland, wo wir besonders technikaffin sind, wo wir in der beruflichen Bildung sehr stark sind, einiges zu bieten haben, was gerade hier für die amerikanische Seite von Interesse ist." Solche Modelle könnten an Standorten deutscher Firmen etabliert werden. "Das Ziel ist es, dass wir in relativ schneller Zeit dann zu substanziellen Zahlen kommen von jungen Menschen, die an diesen Programmen teilhaben."
Sonderzölle noch ausgesetzt
US-Präsident Donald Trump hatte Mitte Mai angedrohte Sonderzölle auf Einfuhren von Autos aus der EU - die besonders deutsche Hersteller treffen würden - für ein halbes Jahr ausgesetzt. In dieser Zeit soll über ein Zollabkommen verhandelt werden.
Altmaier hatte am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer in Washington gesagt, er halte eine Lösung in Teilbereichen des Handelskonflikts bis Ende des Jahres für möglich. Die Chancen dafür stünden 50:50. Altmaier bekräftigte, Industriezölle könnten auf Null reduziert werden. Die Verhandlungen mit der EU führt die EU.
Fraglich, ob Trump einlenken wird
Der Wirtschaftsminister sagte, eine engere Kooperation bei Fachkräften sei nur ein Element von mehreren Vorschlägen. Darüber werde in den nächsten Wochen mit den Amerikanern gesprochen.
Die Frage ist aber, ob Trump überzeugt werden kann, in Sachen Autozölle einzulenken. Der US-Präsident hat Handelskonflikte mit China und der EU ausgelöst, ihm sind die riesigen Handelsdefizite mit China oder Deutschland ein Dorn im Auge. Die Amerikaner wollen zudem mit der EU auch über Agrarprodukte verhandeln, die EU allerdings nicht. Dies liegt vor allem am Widerstand Frankreichs.
Besuch bei Mercedes-Werk in Tuscaloosa
Neben dem Handelskonflikt gibt es zudem noch weitere Streitigkeiten zwischen den USA und Deutschland - zum Beispiel um die Erdgas-Pipeline Nord Stream II von Russland nach Deutschland. In den USA gibt es massive Kritik an dem Projekt. Der Vorwurf: Deutschland mache sich abhängig von Russland. Die USA könnten Sanktionen gegen Firmen verhängen, die bei Nord Stream II aktiv sind.
Zum Abschluss seiner fast einwöchigen US-Reise hatte der Minister die Bedeutung deutscher Firmen in den USA betont. Diese hätten in den Vereinigten Staaten Milliarden investiert und Hunderttausende Jobs geschaffen, sagte Altmaier bei einem Besuch des Mercedes-Werks in Tuscaloosa. Mercedes produziert in Tuscaloosa SUV-Baureihen vorrangig zum Export in andere Weltmärkte. Der Autobauer beschäftigt in dem Werk nach Firmenangaben rund 3800 Menschen und hat bisher rund sechs Milliarden Dollar investiert. Altmaiers Besuch des Werks soll auch ein Signal an die US-Regierung sein, wie wichtig deutsche Firmen in den USA sind. (dpa/fuh)
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