Der Daimler-Konzern senkt zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit seine Gewinnerwartungen für das laufende Jahr und schockt damit die Branche. (Lesen Sie hier: Mercedes verkauft bis Juni weltweit 5 Prozent weniger Autos)
Der Autobauer stellt für die Bewältigung der Diesel-Affäre weitere 1,6 Milliarden Euro zurück; zudem legen die Stuttgarter für Probleme mit Takata-Airbags rund eine Milliarde Euro an die Seite, wie der Dax-Konzern am Freitagmorgen mitteilte. (Lesen Sie dazu: Kommentar zur Gewinnwarnung: Zu viele Baustellen)
Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern erwartet der seit Mai amtierende neue Konzernchef Ola Källenius nun deutlich unter dem Vorjahreswert, was bei Daimler einen Rückgang von mehr als 15 Prozent bedeutet.
Erst vor knapp drei Wochen hatten die Stuttgarter die Ergebniserwartung auf Vorjahresniveau abgesenkt.
Operativ in den roten Zahlen
In der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars rechnen Källenius und Finanzchef Harald Wilhelm nun nur noch mit einer operativen Rendite von drei bis fünf Prozent nach bisher sechs bis acht Prozent.
Noch tiefer als bisher schon gedacht wird die Vans-Sparte für kleine Nutzfahrzeuge in die Verlustzone absacken. Auch beim für Investoren wichtigen Bargeldzufluss für das Jahr kappte Daimler die Aussichten.
Im zweiten Quartal rutschte das Unternehmen auch wegen einer Belastung in der Vans-Sparte operativ in die roten Zahlen. (Lesen Sie hier: EXKLUSIV: Pick-up X-Klasse vor dem Aus)
Nach 2,6 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern im Vorjahresquartal fiel nun ein Verlust von 1,6 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. In der Pkw- und Vans-Sparte verlor der Autobauer operativ Geld.
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Daimler-Aktien starteten zunächst deutlich schwächer und verloren bis zu 4,5 Prozent. Auch andere Werte aus der Branche gerieten deutlich unter Druck. Bis zum Mittag entschärfte sich die Situation jedoch, zuletzt lagen Daimler mit rund einem halben Prozent im Minus. Analyst Patrick Hummel von der UBS verwies auf Sondereffekte als Hauptgründe für die "massive Gewinnwarnung". Aber auch das bereinigte operative Ergebnis sei schwächer als gedacht, so Hummel. Hinter dem überraschenden Ausmaß der Warnung vermutet der Experte aber auch ein gewisses Großreinemachen des neuen Managements. Auch andere Autowerte wie BMW und Volkswagen sowie der Zulieferer Continental gerieten in den Sog der schlechten Nachrichten aus der Branche und verloren deutlich.
Strenges Sparprogramm angekündigt
Für die schlechteren Aussichten seien auch verspätete Produktanläufe und schlechter als erwartet laufende Automobilmärkte verantwortlich, hieß es vom Konzern.
Daimler hatte erst vor rund drei Wochen seine Ergebnisprognose wegen Rückrufen und Maßnahmen für mutmaßlich manipulierte Dieselfahrzeuge gesenkt. Es ist für den davor erfolgsverwöhnten Konzern zudem die vierte Gewinnwarnung innerhalb rund eines Jahres.
Ola Källenius hat erst am 22. Mai das Zepter von Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche übernommen, der den Konzern über 13 Jahre lang führte.
Von Källenius wird erwartet, dass er ein von Zetsche bereits angekündigtes strenges Sparpaket in die Tat umsetzt. Details dazu hat der Schwede bisher nicht vorgelegt. Stellenstreichungen sollen jedoch nicht Teil der Pläne sein, hieß es bisher aus dem Unternehmen.
Für Daimler ist es der erste Quartalsverlust seit 2009 auf Ebit-Basis. (dpa/mer/ruc)
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