Der Automobilzulieferer Weber Automotive hat einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht Konstanz hat den Rechtsanwalt Christina Gerloff von der Kanzlei Gerloff Liebler als vorläufigen Sachwalter bestellt. Dem vorangegangen ist ein Streit unter den Gesellschaftern über die Weiterfinanzierung des Zulieferers.
Demnach haben die Gründerfamilie Weber, Minderheitsaktionär des Unternehmens, mehrere Angebote zur Rettung des Zulieferers vorgeschlagen. Diese seien jedoch vom Mehrheitseigner, der Investmentgesellschaft Ardian, nicht angenommen worden.
Die Vorschläge hätten den Anforderungen eines Sanierungsgutachtens „nicht vollumfänglich“ erfüllt, heißt es in einem Statement von Ardian. Der Mehrheitseigner und die Banken seien sich über die erforderlichen Schritte einig, dem verschließe sich jedoch die Familie Weber, heißt es dort.
Die Stabilisierung des operativen Geschäfts ist jetzt das Wichtigste", so ein Sprecher des Zulieferers auf Anfrage der Automobilwoche. Die Kunden seine im Vorfeld des Insolvenzantrags informiert worden "und stehen zum Unternehmen".
Unerfüllte Pläne
Ardian hat im Dezember 2016 eine Mehrheitsbeteiligung an der Weber Automotive GmbH von der Weber AG (Schweiz) erworben. Laut Ardian habe sich die ambitionierte Geschäftsplanung der Altgesellschafter jedoch nicht im Ansatz materialisiert. Die bis heute erreichte Ertragskraft liege signifikant unter der Prognose der Geschäftsplanung.
Mitglieder der Familie Weber hatten dabei bis September 2018 die Geschäftsführung von Weber Automotive geleitet, hätten ihren Wachstumsplan aber nicht erfüllen können. Daraufhin sei gemeinsam mit der Familie Weber im Oktober 2018 mit Frank Grunow ein neuer CEO ernannt. Der derzeitige CFO Siegfried Schlabschi trat bereits im Dezember 2017 neu in die Geschäftsführung ein.
Streit um Mietminderung
Wegen einer weiteren Verschlechterung der Ertragsentwicklung von Weber Automotive im Jahr 2018 hätte das Unternehmen seine Kreditvertragsbedingungen zuletzt nicht mehr erfüllen können. „In der folgenden Stillhalteperiode konnte keine Lösung zur weiteren Finanzierung des Unternehmens durch die Gesellschafter und die finanzierenden Banken gefunden werden“, heißt es bei Ardian. Zudem liege ein vom Unternehmen in Auftrag gegebenes Sanierungsgutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vor. Demnach seien neben Kapitalzusagen seitens der Gesellschaftern und Banken auch eine langfristige Mietminderung in Höhe von mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr erforderlich.
Zu einem derartigen Zugeständnis im Rahmen einer Gesamtlösung scheinen die Altgesellschafter, die immer noch im Besitz der Immobilien für das operative Geschäft des Unternehmens sind, allerdings nicht bereit, und hätten zuletzt eine Kapitalerhöhung durch die Gesellschafter vorgeschlagen, heißt es bei Ardian weiter.
Keine Vertrauensbasis mehr
Ardian habe dem Unternehmen seit seinem Einstieg 2016 einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an Eigenkapital zur Verfügung gestellt und Weber Automotive in dieser Zeit dadurch „signifikant entschuldet, während die Altgesellschafter in Summe deutlich mehr Kapital aus dem Unternehmen abgeschöpft als eingebracht haben“, kritisiert Ardian.
Zwar arbeite Ardian unverändert daran, eine Lösung für die Fortführung der Weber Automotive zu realisieren. Angesichts des beschriebenen Verhaltens, existiere allerdings keine Vertrauensbasis mehr zwischen den Altgesellschaftern und Ardian, die eine Fortsetzung der Beziehung als Co-Gesellschafter ermöglicht.
Insgesamt sieben Werke
Weber Automotive fertigt Antriebskomponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile. Dabei liegt der Fokus auf der Bearbeitung von komplexen Motor- und Getriebekomponenten und der Montage kompletter Systeme. An sieben Produktionsstandorten in Deutschland, den USA und Ungarn beschäftigt das Unternehmen mehr als 1500 Mitarbeiter. Der Zulieferer hatte zuletzt rund 330 Millionen Euro Umsatz erzielt.
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