Im Juni 2019 wurden in Deutschland 325.231 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Trotz des Rückgangs ist das Ergebnis als sehr gut anzusehen, da der diesjährige Juni drei Arbeitstage weniger hatte als im Vorjahr. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 1.849.000 Neuzulassungen registriert, 0,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Nach sechs Monaten steht das zweitbeste Neuzulassungsergebnis seit dem Jahr 2000 zu Buche. Nur in 2009, dem Jahr der Verschrottungsprämie, gab es mehr neu zugelassene Pkw auf Deutschlands Straßen.
Frühindikatoren als Zeichen für starke Skepsis
Auch wenn die allgemeinen Rahmenbedingungen – speziell auf dem Arbeitsmarkt – noch gut aussehen, die Aussichten für die kommenden Monate werden von vielen Unternehmen und den Verbrauchern skeptisch gesehen. Sowohl der IFO-Index als auch das Verbrauchervertrauen zeigen eindeutig nach unten. Der Ifo-Index hat den niedrigsten Wert seit Ende 2014 erreicht und das Verbrauchervertrauen lag im Juni deutlich unterhalb des Durchschnittswertes seit 2011.
Von dieser Skepsis ist bei der Pkw-Nachfrage aber aktuell noch nichts zu spüren: Neben den stabilen Neuzulassungszahlen kommen positive Signale vom Verband der Automobilindustrie (VDA). So liegen die inländischen Auftragseingänge nach sechs Monaten vier Prozent im Plus. Allerdings lagen sie im Juni – bedingt durch die Zahl der Arbeitstage – elf Prozent im Minus.
Ähnliches WLTP-Chaos wie vergangenes Jahr?
Für das Gesamtjahr 2019 erwartet die Automobilwoche weiterhin ein Ergebnis von 3,45 Millionen Neuzulassungen, 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz der aktuell guten Ergebnisse sind dabei Auswirkungen negativer wirtschaftlicher Entwicklungen im weiteren Jahresverlauf berücksichtigt.
Allerdings ergeben sich nicht nur aufgrund möglicher negativer wirtschaftlicher Entwicklungen einige Risiken: Die Einführung der ersten Stufe der RDE-Tests (real driving emissions) zum 1. September 2019 könnte zu einem ähnlichen Chaos führen wie im Herbst vergangenen Jahres. Dadurch könnte die Nachfrage deutlich einbrechen und das Gesamtjahresergebnis nach unten verändern.
Vorgezogene Zulassungen zum Jahresende?
Auf der anderen Seite könnte es auch positive Impulse geben. Ab 2020 gelten die neuen, herstellerspezifischen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß. Es könnte sein, dass viele Hersteller ihre CO2-starken Pkw bis Jahresende verstärkt als vorgezogene Neuzulassungen in den Markt drücken. Das hätte für sie den Vorteil, dass diese Fahrzeuge in 2020 bei der Berechnung des CO2-Flottenausstoßes nicht berücksichtigt würden. Dadurch kommt es möglicherweise zu einem höheren Gesamtjahresergebnis als zurzeit angenommen wird.
Im Juni lagen die privaten Neuzulassungen zehn Prozent unterhalb des Vorjahresmonats. Der Anteil lag bei 35,8 Prozent, noch nie gab es in einem Juni einen niedrigeren Privatkundenanteil. Nach sechs Monaten liegen die privaten Neuzulassungen vier Prozent im Minus.
Die gewerblichen Neuzulassungen gingen im Juni nur um 1,5 Prozent zurück und liegen in der Halbjahresbilanz 3,3 Prozent im Plus.
Dieselzulassungen ohne große Dynamik
Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw gingen im Juni um 3,6 Prozent zurück, ihr Anteil verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr minimal um 0,4 Punkte auf 31,6 Prozent. Nach sechs Monaten steht ein kumulierter Marktanteil von 32,9 Prozent zu Buche. Das bedeutet, dass gegenüber dem Vorjahreszeitraum drei Prozent mehr Diesel-Pkw zugelassen wurden.
Der durchschnittliche Dieselanteil in einem ersten Halbjahr lag in den Jahren 2000 bis 2018 bei über 41 Prozent. In der Spitze (2015) betrug er 48,1 Prozent.
Normale Hybride dominieren alternative Antriebe
Die Neuzulassungen der Benziner gingen im Juni um überdurchschnittliche zehn Prozent zurück, sie kamen auf einen Marktanteil von 60,4 Prozent. Die Zulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben stiegen in Summe um 59 Prozent und erreichten nicht nur ihr bisher höchstes Neuzulassungsvolumen, auch der Marktanateil stieg auf den neuen Höchstwert von acht Prozent.
Das meiste Volumen bei den alternativen Antrieben haben die normalen Hybride. Sie kamen mit 15.949 Neuzulassungen auf fast das Doppelte des Vorjahresmonats und machten 61 Prozent aller alternativen Antriebe aus. An zweiter Stelle lagen die reinen Elektro-Pkw mit 5.760 Neuzulassungen. Das ist zwar mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahresmonat, aber das Niveau der vergangenen Monate wurde nicht übertroffen. Die hohen Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auf Monatsebene keine großartige Dynamik gibt.
Die Plug-in-Hybride kamen auf 2.871 Neuzulassungen, doppelt so viel wie Flüssig- und Erdgas-Pkw in Summe.
Mercedes mit starkem Rückgang
Bei den Top 15 Marken gab es im Juni Zuwächse von plus 18 Prozent, aber auch Verluste von bis zu 15 Prozent. Marktführer VW verlor über sechs Prozent, bleibt aber mit einem Marktanteil von 19,2 Prozent unangefochtene Nummer eins. Ungewöhnlich ist der zweite Platz für BMW. Die Münchner ließen 1,1 Prozent mehr neue Pkw zu und kamen auf einen Marktanteil von 7,9 Prozent.
Auf den Plätzen drei bis fünf lagen vergangenen Monat Ford (plus 2,2 Prozent), Audi (minus 13,2 Prozent) und Mercedes mit minus 15,2 Prozent. Die Stuttgarter mussten die höchsten Verluste aller Top 15 Marken hinnehmen, konnten sich aber deutlich vor Opel behauten. Trotz des schwachen Ergebnisses im Juni liegt Mercedes nach sechs Monaten weiterhin souverän auf Platz zwei, hinter VW, aber vor Audi, Ford und BMW.
Kia mit höchstem Plus
Knapp hinter Opel lag im Juni Skoda als bester Importeur auf dem siebten Platz. Die Marke ließ zwar knapp drei Prozent weniger neue Pkw zu als vor einem Jahr, aber dennoch erreichten die Importeure insgesamt mit minus 0,4 Prozent fast das Vorjahresniveau. So ist es mit Kia auch eine Importmarke, die mit plus 18,1 Prozent die höchsten Zuwächse aller Top 15 Marken verzeichnete.
Die deutschen Volumenmarken kamen mit minus 4,8 Prozent auf ein ähnliches Ergebnis wie der Gesamtmarkt und die deutschen Premiummarken verloren gegenüber dem Juni vergangenen Jahres elf Prozent.
VW mit schwachem Halbjahresergebnis
Nach der ersten Jahreshälfte – der Gesamtmarkt liegt 0,5 Prozent im Plus – verzeichnen nur die Importeure mehr Neuzulassungen als vor einem Jahr (plus 2,7 Prozent). Die deutschen Premiummarken liegen mit minus 0,2 Prozent knapp unter ihrem Vorjahresergebnis, die deutschen Volumenmarken büßten im bisherigen Jahresverlauf 1,3 Prozent ein. Maßgeblich daran beteiligt ist VW. Die Wolfsburger liegen nach sechs Monaten 4,8 Prozent im Minus, das schlechteste Ergebnis aller Top 15 Marken.
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