Audi hat zur Manipulation seiner Diesel-Abgaswerte nicht nur eine, sondern vier Abschaltvorrichtungen benutzt. Das berichten das "Handelsblatt" und der Bayerische Rundfunk. Das Kraftfahrtbundesamt soll nur sehr zögerlich gegen den Hersteller vorgegangen sein und sich häufig blind auf Zusicherungen und Dokumente aus Ingolstadt verlassen haben. Allerdings fehlten dem Amt wohl auch die technischen Möglichkeiten zu eigenen Prüfungen und die entsprechende Rückendeckung aus dem Verkehrsministerium.
Erst auf hartnäckige Ermittlungen von Staatsanwälten, die den KBA-Chef unter Druck setzten, kam es zu verpflichtenden Rückrufen. Mehrfach hatte die Staatsanwaltschaft dem Bericht zufolge zuvor die mangelnde Kooperation und Aufklärungsbemühungen des KBA moniert. Zuvor hieß es in den Prüfberichten stets, es gebe "laut Audi keine Zyklus- oder Prüfstandserkennung".
Diess: Keine verbotenen Abschalteinrichtungen bei EU6-Fahrzeugen
Kein Geringerer als der heutige Konzernchef Herbert Diess, damals Markenchef bei VW Pkw, bestätigte dem KBA Anfang Oktober 2015 "rechtsverbindlich, dass keins des Dieselaggregate in Fahrzeugen der Volkswagen Aktiengesellschaft, für die eine EG-Typgenehmigung nach der Emissionsvorschrift EU6 erteilt wurde, ...über eine verbotene Abschalteinrichtung verfügt". Inzwischen ist bekannt, dass Audi auch lange nach Bekanntwerden des Skandals Autos mit Manipulationssoftware verkauft hat.
Anfang 2018 hat das KBA deshalb einen großangelegten Rückruf für zahlreiche Modelle angeordnet. Bisher waren erst 80.000 der betroffenen 151.000 Fahrzeuge zur Nachrüstung in der Werkstatt.
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