Inmitten seines tiefgreifenden Umbauprozesses startet Opel in die Ära der Elektromobilität für eine breite Kundengruppe. Bei der internationalen Präsentation des neuen Corsa und insbesondere seiner rein batterieelektrischen Version am Stammsitz in Rüsselsheim machten führende Vertreter des Autobauers deutlich, dass die Zukunft der Marke elektrisch sein wird, auch wenn noch viele Jahre lang Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselmotoren angeboten werden.
"Wir starten ein neues Kapitel: das der wirklich bezahlbaren Elektroautos", sagte Opel-Vorstandschef Michael Lohscheller am Dienstag in der Halle K48 auf dem Rüsselsheimer Werksgelände. "Früher oder später wird die Elektromobilität die Norm werden", zeigte sich Lohscheller überzeugt.
Bis 2024 will Opel alle Modelle in mindestens einer elektrifizierten Version anbieten. 2020 kommen auf dem Weg dahin neben dem Corsa e der kommende Grandland X Hybrid4, die elektrische Version des kommenden Mokka X sowie ein elektrischer Vivaro-Transporter auf den Markt.
Der Corsa e ist in Deutschland ab sofort ab 29.900 Euro bestellbar. Bei dieser Ausführung sind schon zahlreiche Assistenzsysteme eingebaut. Eine so genannte "First Edition" mit schwarzem Dach, Wunschfarbe und 17 Zoll großen Felgen ist ab 32.900 Euro zu haben. Zusätzlich startet Opel ein eigenes Leasingangebot für den Corsa e, das bei 299 Euro pro Monat beginnt.
Opel setzt auf Vorreiter-Rolle
Bei der Akzeptanz für die elektrische Version des neuen Corsa ausgesprochen optimistisch, auch wenn das neue Modell weiterhin mit einem Benzinmotor und einem Dieselmotor bestellt werden kann.
Entwicklungschef Christian Müller sagte im Gespräch mit der Automobilwoche: "Wir erwarten, dass die Elektromobilität wirklich abheben kann. Deshalb planen wir bei der E-Version nicht so konservativ wie manche Wettbewerber."
Eine konkrete Zahl zum erwarteten E-Absatz beim Corsa und auch bei der kommenden Plug-in-Variante des neuen Grandland X nannte Müller allerdings nicht. Auch Vorstandschef Lohscheller hielt sich dazu bedeckt.
Der seit April amtierende neue Deutschlandchef Ulrich Selzer betonte, dass die E-Mobilität in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. "Die E-Mobilität ist mit den steigenden Reichweiten und den sinkenden Kosten kein Thema mehr für wenige Vorreiter, sie ist interessant geworden für die ganze Breite der Kunden," sagte er der Automobilwoche.
Opel werde davon profitieren, als erster deutscher Autobauer ein bezahlbares vollelektrisches Auto anzubieten, zeigte sich Selzer zuversichtlich. "Wir haben das erste Volkselektroauto," formulierte Vorstandschef Lohscheller diese Hoffnung.
VW kommt mit seiner I.D.-Familie tatsächlich etwas später auf den Markt. Der ID.3 soll als neuer "Golf" in der Elektrofraktion zwar ebenso wie der Corsa e 2020 auf den Markt kommen, er wird aber erst bei der IAA im September seine Weltpremiere haben. Vorbestellungen für den I.D.3 sind seit Mai quasi "blind" möglich.
"Differenzierung als deutsche Marke"
Designchef Mark Adams geht sogar noch einen Schritt weiter beim Thema Elektromobilität. Er hält ein eigenständiges "Elektro-Design" wie dies Volkswagen bei der I.D.-Familie zeigt, für überholt. "Elektroautos werden immer mehr zur Norm bei den meisten Fahrzeugherstellern. Sie sind aus der Nische herausgekommen. Deshalb brauchen wir keine blaue Leiste oder ein spezielles E-Design mehr, um diese Autos von konventionellen Fahrzeugen abzugrenzen."
Auch die Befragung von potenziellen Autokäufern habe Opel in dieser Haltung bestärkt. "Unsere Testkäufer haben uns gesagt: Gebt uns ein tolles Design, mehr wollen wir nicht. Das E-Auto soll nicht mehr nach E-Auto aussehen, wie das in den ersten Jahren dieser Antriebsform noch üblich war.
Opel werde sich beim Design auch seiner künftigen Modelle deutlich von der französischen Konzernmutter unterscheiden, betonte Adams. "Opel ist die einzige deutsche Marke von PSA. Das ist eine Riesenchance für uns, um auch optisch deutlich als deutsche Marke in der PSA-Gruppe wahrgenommen zu werden." Künftig werde man diese Differenzierung noch deutlicher wahrnehmen, versicherte er, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen.
Die "Opelisierung" der PSA-Plattform
Der neue Corsa e beruht auf der Nutzung der PSA-Plattform für kleinere Fahrzeugmodelle in der elektrischen Version, eCMP (electric Common Modular Plattform) genannt. Dieselbe Plattform wird in den elektrischen Versionen des neuen Peugeot 208 und beim DS3 Crossback electrique verwendet. Diese Plattform habe Opel für den Corsa e inklusive des von Conti gelieferten E-Motors übernommen, sagte Opel-Entwicklungschef Christian Müller auf Nachfrage. Dennoch sei der Corsa e kein "französisches Auto."
"Wir haben den Corsa e an vielen Punkten 'opelisiert', vor allem dort, wo der Kunde etwas sehen kann," so Müller. Auch die Fahrwerkseinstellungen, die Lichttechnik, die Sitze und das Design seien vollständig von Opel entwickelt worden. Deshalb sei "auch der elektrische Corsa ein deutsches Auto."
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