Daimler hat die Pläne zum Ausbau des Kompaktwagen-Werkes im ungarischen Kecskemet auf Eis gelegt. "Auf Grundlage der ständigen Optimierung unseres Produktionsnetzwerks verschieben wir den weiteren Ausbau der Fabrik", erklärte eine Sprecherin. Doch die langfristige Strategie sehe die Expansion weiterhin vor.
Das "Handelsblatt" hatte zuerst darüber berichtet. Man richte die Strategie grundsätzlich nach Absatzpotenzialen und Marktwachstum aus, heißt es bei Daimler. Wie aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören ist, könnte der Ausbau sogar um einige Jahre vertagt werden, sollte sich die Konjunktur dauerhaft abkühlen.
Es ist bereits das zweite Produktionsvorhaben, das Daimler angesichts der Schwierigkeiten auf den Weltmärkten aufschiebt oder streicht. So hatte das Unternehmen vor einigen Wochen bekannt gegeben, die X-Klasse nun doch nicht wie geplant in einem Nissan-Werk in Argentinien zu produzieren. Die Wirtschaftlichkeit sei dort nicht mehr gegeben, hieß es. Dabei galt Lateinamerika zunächst als einer der Hauptmärkte für den Pick-up von Mercedes.
Entscheidung war 2016 gefallen
In ungarischen Kecskemet Ende sollte die zweite Fabrik Ende dieses Jahrzehnts den Betrieb aufnehmen. Die Entscheidung war im Jahr 2016 gefallen. Die geplanten Investition wurden mit einer Milliarde Euro angegeben, mehr als 2500 Arbeitsplätze sollten geschaffen werden. Im Juni 2018 war die Grundsteinlegung.
Damals erklärte Produktionschef Markus Schäfer, das Werk werde so flexibel ausgelegt, dass verschiedene Fahrzeugarchitekturen und die unterschiedlichen Antriebsformen einschließlich E-Autos auf einem Band gefertigt werden könnten.
Im vergangenen Jahr hat das Kompaktwagenwerk Kecskemet mit rund 4700 Beschäftigten mehr als 190.000 Fahrzeuge produziert. Seit 2018 läuft dort die neue A-Klasse vom Band. Exklusiv in Ungarn produziert werden zwei Varianten des CLA.
BMW lehnt Kommentar zu Berichten ab
Auch BMW plant ein Werk in Ungarn. Nach Berichten aus dem Juli 2018 war damals von einem Baubeginn "in gut einem Jahr", beziehungsweise im zweiten Halbjahr 2019 die Rede. Das Werk solle 2023 fertig sein.
In einem Call mit Journalisten zum ersten Quartal bestätigte BMW der Automobilwoche, dass es bei dem Invest von rund einer Milliarde Euro in Ungarn bleibe und man weiter mit einer Kapazität von rund 150.000 Einheiten plane. Details über Modelle, die dort gebauten werden sollten, waren ohnehin noch nicht genannt worden.
"Ein Termin für den Spatenstich werden wir bei Zeiten nennen", so ein Sprecher, "aktuell gibt es noch keinen".
Einen Medienbericht, wonach es intern „intensive Diskussionen“ über den Hochlauf der Fabrik gebe, wollte das Unternehmen nicht kommentieren. Auf Anfrage der Automobilwoche reagierte BMW dünnhäutig: "Da hätten wir viel zu tun, wenn wir den ganzen Tag Spekulationen kommentieren würden", so ein Sprecher gegenüber der Automobilwoche.
Das Handelsblatt hatte mit Bezug auf Quellen aus Konzernkreisen berichtet, während Produktionsvorstand Oliver Zipse weiter auf den Ausbau des Standortes hoffe, verweise Finanzvorstand Nicolas Peter auf die ohnehin schon angespannte Finanzlage und den drohenden Aufbau von Überkapazitäten.
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