Die Staatsanwaltschaft Braunschweig bietet vier Kronzeugen gegen den früheren VW-Konzernchef Martin Winterkorn auf. Das berichten die "Süddeutsche Zeitung" sowie NDR und WDR. Sie sollen bezeugen, dass Winterkorn schon über die Abgas-Manipulationen informiert war, bevor die US-Behörden an die Öffentlichkeit gingen.
Konkret geht es um den 27. Juli 2015. An diesem Tag sollen dem Bericht zufolge drei VW-Mitarbeiter unabhängig voneinander den Konzernchef über die verbotene Software informiert haben, die auf dem Prüfstand saubere Abgase vortäuschte. Dabei soll es sich um einen Manager, einen Juristen und einen Techniker gehandelt haben. Ein vierter Zeuge behauptet, Winterkorn sei bereits im Mai 2015 informiert worden.
Winterkorn weist Vorwürfe zurück
Winterkorn selbst bestreitet die Vorwürfe. Seiner Aussage zufolge hat er erst im September 2015 von dem Skandal erfahren. Die Kronzeugen sind zum Teil selbst Angeklagte. Schriftliche Belege, die Winterkorn belasten, haben die Ermittler bislang offenbar nicht gefunden. Der Prozess dürfte kompliziert werden.
Sollte die Anklage Winterkorn nachweisen, dass er vorab von den Manipulationen gewusst hat, hätte das nicht nur für ihn persönlich gravierende Folgen. Auch die Verteidigung von Volkswagen, dass nur einige wenigen Ingenieure von der verbotenen Software gewusst hätten, wäre dann hinfällig, was den seit Jahren auf Schadenersatz klagenden Aktionären Aufwind geben würde.
Lesen Sie auch:
Kopf der Woche - Martin Winterkorn: Stratege mit Faible für Details am Abgrund
Nach Winterkorn-Anklage im Abgas-Skandal: Prozess gegen Ex-VW-Chef wohl frühestens 2020
Aus dem Datencenter: