Die Ingolstädter sind nicht die einzigen mit Problemen: Audi soll das avisierte Produktionsziel für den e-tron in seinem Brüsseler Werk bereits um 10.000 Einheiten auf 45.000 Autos gesenkt haben. Zudem soll die Produktion von Audis zweitem E-Modell, dem e-tron Sportback, auf das Jahr 2020 verschoben worden sein.
Noch vor Kurzem hatte Audi geplant, die Zahl produzierter Einheiten pro Stunde hochzufahren. Doch durch den Engpass bei den Batteriezellen aus Asien soll der Plan nun passé sein. Audis Partner bei den Batteriezellen ist das koreanische Unternehmen LG Chem. Audi äußerte sich auf Anfrage nicht zu den spekulierten Zahlen.
Allerdings bestätigten die Ingolstödter auf Anfrage der Automobilwoche, dass künftig bei der e-tron-Produktion spätestens ab dem zweiten Halbjahr auch Batterien von Samsung genutzt werden sollen. Zuvor hatten belgische Medien über die angedachte Kürzung der Produktion und den Einsatz von Zellen anderen Zulieferer berichtet.
Die Samsung-Zellen unterscheiden sich zwar in der Zellgeometrie, können aber dank des bei Audi durchgeführten Packagings gleichermaßen verbaut werden, so ein Audi-Sprecher. Samsung wurde bereits 2015 als Zell-Lieferant für den e-tron nominiert.
Für das erste reine E-Modell von Audi, das mit viel Marketingmacht in den Markt gedrückt wird, sollen mehr als 20.000 Vorbestellungen vorliegen. Der e-tron wird seit März verkauft. In dem Monat wurden in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt 478 e-tron zugelassen.
Auch Jaguar Land Rover bekommt nicht genügend Batteriezellen, um das E-Modell I-Pace in ausreichender Zahl zu fertigen. „Bei Elektrofahrzeugen stellt sich mir nicht die Frage, wie viele Autos ich bauen, sondern wie viele Batterien ich einkaufen kann“, sagte Vorstandschef Ralf Speth im Interview mit der Automobilwoche. Die Nachfrage nach Batteriezellen sei derart groß, dass die Lieferfähigkeit auf Jahre limitiert sein werde. Zudem erwartet Speth weiter steigende Preise.
Das bestätigt auch Ingenics-Chef Oliver Herkommer. „Die Situation wird sich kurzfristig nicht bessern. Der Engpass bei Batteriezellen ist der geringen Anzahl von Lieferanten geschuldet, wir haben teils eine Monopolsituation.“ Es räche sich jetzt, dass Europa nicht schon früh in die Batteriezellfertigung eingestiegen ist. Nun sei der Markt in der Hand asiatischer Anbieter, die die Nachfrage teils nicht bedienen können, weil sie „keine jahrzehntelange Erfahrung in der Automobilindustrie und deren Freigabe- und Reifegradprozessen haben“.
Die Hersteller kämpfen seit geraumer Zeit um langfristige Verträge mit den Zellproduzenten. Und der E-Markt beginnt erst zu boomen. Porsche, Volvo und BMW sehen bei sich bislang keine Engpässe. BMW-Einkaufsvorstand Andreas Wendt sagte der Automobilwoche im März: „Wir sind gut abgesichert.“
Lesen Sie auch:
Audi senkt Produktionsziel des etron
Batterie-Nachschub für SUV in Brüssel hakt: Audi kämpft mit Produktionsproblemen beim e-tron
Alle zwei Monate neues Modell: Wie Audi ins Elektrozeitalter startet