2020 und 2021 wollen Audi, Daimler und BMW endlich ihre lang entwickelten und lang angekündigten Autopiloten auf die Straßen bringen. Autonomes Fahren in bestimmten Grenzen - das bedeutet der Autopilot, Level 3. Zunächst starten die Konzerne mit dieser Lösung auf den Autobahnen. Audi würde gerne schon jetzt seinen Piloten bis 60 Kilometer pro Stunde für die Autobahnen zulassen – doch noch gibt es rechtlich kein "go". BMW konzipiert seinen Piloten wiederum für 130 Stundenkilometer, will ihn aber auch erst 2021 im neuen Modell iNext auf die Straßen bringen.
Während die Hersteller also diese Projekte finalisieren, arbeiten sie gleichzeitig auch am autonomen Fahren für den urbanen Raum, also Level 4.
Im VW-Konzern ist man an mehreren Stellen dabei, Level-4-Pilotprojekte auf die Straßen zu bringen.
Belegschaft wird vervierfacht
Eine der Keimzellen der Wolfsburger für Level-4-Software befindet sich in München. Autonomous Intelligent Driving, kurz AID, heißt das Start-up. Das Team sitzt in der ehemaligen MAN-Zentrale im Norden der bayerischen Metropole. Auf drei Etagen verteilt tummeln sich hier 170 Software-Ingenieure und Robotik-Spezialisten, die an der Zukunft des selbstfahrenden Autos arbeiten.
Sie testen und simulieren virtuell, aber auch unter realen Bedingungen in der Münchner Innenstadt – und zwar schon seit einigen Monaten. Anders als die VW-Konzernforschung, die ihr Level-4-Projekt erstmalig Anfang April in Hamburg auf die Straßen lässt.
AID ist eine einhundert-prozentige Audi-Tochter, mit der der neue Audi-Chef Bram Schot trotz hartem Sparkurs Vollgas gibt beim autonomen Fahren. Denn die Belegschaft von AID soll innerhalb der nächsten zwei Jahr fast vervierfacht werden. In den nächsten zwei Jahren soll das Team von derzeit 170 auf 600 Mitarbeiter anwachsen, sagte AID-Strategieentwicklerin Jessica Petersik der Automobilwoche.
Start des Serienbetriebs noch unklar
Die Arbeit von AID-Chef Karlheinz Wurm und seinem Team bildet den Kern der Strategie für das autonome Fahren im gesamten VW-Konzern. „Wir entwickeln Level-4-Software zunächst mit dem Fokus auf autonomes Fahren im urbanen Raum. Damit können die Fahrzeughersteller des Konzerns unsere Software verwenden und die erforderliche Level-4-Hardware einsetzen“, sagt Petersik. Relevant ist die Software in erster Linie für kleine Busse, die als Robotaxis durch die Innenstädte fahren sollen. VW Nutzfahrzeuge plant mit dem ID Buzz ein solches Modell. Ob auch Audi-Modelle die AID-Software nutzen werden, steht nicht fest.
AID fährt mit einer Flotte elektrischer VW Golf in München Tests. Im April wird der Audi e-tron in die Flotte integriert. Parallel zum Betrieb in Münchens Innenstadt baut AID eine Testflotte im Audi-Werk Neckarsulm auf.
Wann die AID-Software in den Serienbetrieb geht, ist noch unklar.
Einsatzpläne gibt es schon: „Zusammen mit den Marken des Konzerns und den Mobilitätsanbietern arbeiten wir an einem autonomen Mobility-as-a-Service-Angebot“, sagt Petersik. Moia bereitet sich auf Level 4 vor. Die VW-Tochter bietet Ridesharing in Hannover und Hamburg. Dabei sitzen aber noch Fahrer am Steuer.
Diess kann nicht Fuß vom Gas nehmen
Um die verschiedenen Konzernmarken mit Level-4-Software versorgen zu können, ist der starke Personalaufbau notwendig. Gesucht werden Software-Entwickler, Robotiker und Spezialisten für künstliche Intelligenz. Obwohl Konzernchef Herbert Diess seinen Marken einen Sparkurs verordnet hat, unterstützt er AID auf dem Zukunftsfeld des autonomen Fahrens.
Diess kann trotz aller Sparbemühungen beim autonomen Fahren nicht vom Gas gehen, weil er sonst riskiert, von der Konkurrenz wie BMW oder Daimler überholt zu werden. Deshalb baut VW derzeit an mehreren Stellen Pilotprojekte zum autonomen Fahren auf. Denn nicht nur in München forscht man daran, sondern auch die Marke VW-Nutzfahrzeuge reklamieren für sich die Forschung am autonomen Auto. Und auch die VW-Konzernforschung will ihren Beitrag dazu leisten. Darüber hinaus hat Volkswagen auch diverse Kooperationen mit Software-Start-ups wie der Firma Aurora von Googles Ex-Entwickler Chris Urmson geschlossen.
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