Geht doch, könnte der ehemalige ZF-Chef und heutige Volkswagen-Vorstand Stefan Sommer jetzt sagen. Sein Versuch Wabco, den belgisch-amerikanischen Hersteller von Bremssystemen für Nutzfahrzeuge in den ZF-Verbund zu holen, war 2017 noch am Widerstand des Aufsichtsrats gescheitert. Sein Nachfolger Wolf-Henning Scheider hat die Gremien jetzt überzeugt und das Unternehmen zum Vertragsabschluss geführt.
Allerdings stand der jetzige Deal auch unter besseren Vorzeichen als zu Sommers Zeiten. Zum einen hat ZF seine Verschuldung nach dem TRW-Zukauf weiter abgetragen und das US-Unternehmen in den Konzern gut integriert.
Zum anderen wird Scheider und dem Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand, der für die Zeppelin-Stiftung als Haupteigentümer von ZF im Aufsichtsrat sitzt, ein deutlich entspannteres Verhältnis nachgesagt, als das bei Sommer und Brand der Fall war.
Auf Augenhöhe mit anderen Zulieferergrößen
Strategisch macht die Übernahme jedenfalls Sinn. Wenn der Deal Anfang 2020 endgültig unter Dach und Fach gebracht werden sollte, entsteht einer der führenden Systemanbieter im Bereich Nutzfahrzeugtechnik. Denn bislang hat den Friedrichshafenern die Bremstechnologie für Lastwagen gefehlt. Diese aber spielt eine wichtige Rolle für die Steuerung automatisierter Fahrfunktionen einschließlich Notbremsmanövern von Lkw und Anhängern. Dass sich die Portfolios der beiden Unternehmen nicht überlappen, ist ebenfalls von Vorteil.
Mit einem Jahresumsatz von rund 40 Milliarden Euro bewegt sich ZF nun auf Augenhöhe mit anderen Zulieferergrößen wie Bosch, Continental oder Denso. Zudem hat der Wabco-Zukauf für ZF den Vorteil, die Abhängigkeit vom Pkw-Geschäft, die bei rund 80 Prozent liegt, zu reduzieren und Schwankungen der einzelnen Bereiche so besser ausbalancieren zu können. Ein Vorteil in wirtschaftlich angespannten und disruptiven Zeiten.
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