Der Autobauer Daimler versucht einen Neustart für seinen Kleinwagen Smart. Dafür gründet der Konzern ein Joint Venture mit seinem chinesischen Großaktionär Geely.
Schon die nächste Generation des Kleinwagens soll in einer neuen, eigens von Geely für den Smart gebauten Fabrik in China produziert werden, teilten Daimler und Geely am Donnerstag mit.
Lesen Sie dazu: Kommentar: Smart-Joint-Venture mit Geely - Letzte Ausfahrt China
Die neuen Modelle sollen rein elektrisch fahren und von 2022 an auf den Markt kommen. Das 50:50-Gemeinschaftsunternehmen wird voraussichtlich bis Ende 2019 gegründet. Finanzielle Details wurden nicht bekannt.
Daimler bringt vor allem die Marke und auch das Konzept des Kleinwagens in das Gemeinschaftsunternehmen ein, Entwicklung und Produktion finden künftig bei Geely statt.
Am bisherigen Smart-Produktionsort im französischen Hambach werden bis zur Markteinführung der neuen Modelle weiterhin Smarts gefertigt. Parallel wird dort die Produktion eines neuen Kompaktwagens von Daimlers neuer Elektromarke EQ aufgebaut. Damit werden keine Smarts mehr in Frankreich produziert. "Keiner unserer Kolleginnen und Kollegen bei Smart wird dadurch den Job verlieren", schreibt Daimler-Chef Dieter Zetsche dazu in einem Blog. Mitarbeiter aus der Entwicklung könnten andere Aufgaben im Konzern übernehmen.
In Hambach arbeiten einem Sprecher zufolge rund 700 Menschen für Daimler. Hinzu kommen etwa 170 Beschäftigte in Vertrieb und Entwicklung bei Smart am Standort Böblingen. Wie viele Mitarbeiter das neue Joint Venture haben wird, ist bislang nicht bekannt.
Absatz zuletzt rückläufig
Mit einem solchen Schritt war gerechnet worden. Bei Daimler hieß es zuletzt, man spreche mit potenziellen neuen Partnern für den Smart. Bislang war der Kleinwagen in Kooperation mit Renault gefertigt worden. Daimler ist gerade dabei, den Kleinwagen weltweit komplett auf Elektroantrieb umzustellen.
Doch zuletzt ging der Absatz um 4,6 Prozent auf 128.802 Fahrzeuge zurück. Zum Start der Marke vor 20 Jahren war einmal das Ziel von 200.000 ausgegeben worden - so viele Autos könnten jährlich in Hambach gefertigt werden.
Daimler macht keine Angaben zu Umsatz und Gewinn, Experten wie beispielsweise die Analysten von ISI Everscore zweifeln aber daran, dass der Bereich profitabel ist. Die Marke selbst hingegen gilt als durchaus wertvoll.
Zusammen mit Großaktionär Geely soll das Angebot von Smart nun weiter ausgebaut werden. So sollen die Fahrzeuge auch in der nächsten Kompaktwagengröße - dem sogenannten B-Segment - angeboten werden. Das Aussehen wird weiter von Mercedes-Benz-Designer Gorden Wagener stammen, entwickelt wird das Fahrzeug aber bei Geely.
Der chinesische Autobauer, zu dem schon Volvo gehört, war Anfang 2018 mit 9,7 Prozent bei Daimler eingestiegen. Im Oktober vereinbarten beide Seiten die Zusammenarbeit bei Fahrtenvermittlungen im Luxussegment in China. Auch dafür gründen die beiden Konzerne ein Gemeinschaftsunternehmen. (dpa)
Lesen Sie dazu:
Kommentar: Smart-Joint-Venture mit Geely: Letzte Ausfahrt China
Analyse: Wie der Bonsai-Benz in China endlich zum Erfolg werden soll