Der eingeschlagene Sparkurs bei Ford Europa hat zu Unmutsbekundungen in der Belegschaft geführt. Deutschlandchef Gunnar Herrmann trat am Dienstag auf einer turnusgemäßen Betriebsversammlung der Ford-Europazentrale und des Werks in Köln-Niehl vor die Belegschaft. Er stellte den eingeschlagenen Kurs als unbedingt notwendig dar, um wieder zu nachhaltig profitablem Wachstum zu kommen. Vor den rund 7000 Mitarbeitern musste der Manager herbe Kritik einstecken, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete. Es mangele an langfristigen Perspektiven, wurde moniert.
Ford Europa schrieb 2018 rote Zahlen, auch in den Jahren davor gab es immer wieder Defizite. Am Vormittag hatte es eine Betriebsversammlung beim Ford-Standort in Köln-Merkenich gegeben, wohin rund 2000 Mitarbeiter kamen. Die Stammbelegschaft von Ford Deutschland beläuft sich auf rund 24.000, davon 18.000 in Köln und 6000 in Saarlouis.
Ford hatte Anfang des Jahres das Sanierungsprogramm eingeleitet. Unlängst wurde bekannt, dass mehr als 5000 Stellen gestrichen werden sollen. Die Mitarbeiter sollen freiwillig gehen, ihnen werden Abfindungen und Vorruhestandskonditionen angeboten. Wie hoch die Bereitschaft ist in der Belegschaft, aus freien Stücken zu gehen, ist noch unklar.
Müssen wirklich 5000 Jobs wegfallen?
Der oberste Arbeitnehmervertreter von Ford Europa, Martin Hennig, hat die Hoffnung bekräftigt, dass das Sanierungsprogramm in seinem Unternehmen weniger drastisch ausfällt als geplant. "Wenn wir in den nächsten zwei Jahren zumindest ein bisschen in die Gewinnzone kommen, wird niemand mit harten Bandagen Personal abbauen wollen", sagte Hennig der Deutschen Presse-Agentur.
Die Zahl von 5000 Jobs liege zwar weiterhin auf dem Tisch, aber zugleich würden intensiv andere Kostenblöcke unter die Lupe genommen, sagte Hennig. "Es geht nicht um reinen Personalabbau, sondern um die Gesamtkosten - also auch um die Strukturkosten, ob Verwaltung oder Material." Er betonte: "Nur Stellenabbau bringt niemandem etwas."
Arbeitsgruppen durchleuchten Kostenstruktur
In Arbeitsgruppen gehe man daher die ganze Kostenstruktur von Ford Europa durch und wolle die Situation verbessern. Zwar sei wegen des Strukturwandels in der Autobranche umfassender Stellenabbau nicht zu vermeiden, dieser könnte aber möglicherweise über die nächsten Jahre gestreckt werden, sagte Hennig.
In Saarlouis steht die Fertigung des Kompakt-Vans C-Max vor dem Aus - dadurch würde eine von drei Schichten wegfallen. Angesichts gesunkener Nachfrage nach diesem Modell zeigt auch die Arbeitnehmerseite grundsätzlich Verständnis zu diesem Schritt, sie fordert zugleich von der Chefetage aber eine Stärkung des Standorts im Saarland - der überarbeitete Ford Focus soll dort gebaut werden. (dpa-AFX/gem)
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