Tesla-Chef Elon Musk hat seine Mitarbeiter in einer internen E-Mail an alle Angestellten dazu aufgerufen, in den kommenden Tagen bis zum Ende des Quartals sämtliche Anstrengungen auf das Ausliefern von Autos zu konzentrieren – egal, welche Rolle sie ansonsten im Unternehmen einnehmen.
Das Schreiben vom Donnerstag geriet an die Öffentlichkeit; verschiedene Medien veröffentlichten es im Volltext, darunter das US-amerikanische Nachrichtenportal "CNBC".
Laut "Business Insider" ist Musks E-Mail eine Reaktion auf eine vorangegangene E-Mail von Vizepräsident Sanjay Shah, der in der vergangenen Woche die Mitarbeiter ebenfalls dazu aufgefordert haben soll, sich wieder einmal freiwillig für das Mithelfen beim Ausliefern von Autos zu melden.
Der ungewöhnliche Schritt ist für Tesla indes nicht untypisch. Der Hersteller verfolge häufiger eine "Alle-Mann-an-Deck"-Strategie, um Quartalsziele zu erreichen, wie es "CNBC" hübsch formulierte.
Schon im September des vergangenen Jahres schrieb Musk in einem Tweet, "wir sind von der Produktionshölle in die Auslieferungslogistik-Hölle geraten". Jedoch kündigte er an, man werde das Problem bald in den Griff bekommen. Danach sieht es Monate später nicht aus.
Musks E-Mail in der Übersetzung
Betreff: Hilfe bei der Fahrzeugauslieferung benötigt!
Bitte betrachtet in den letzten zehn Tagen dieses Quartals die Hilfe beim Ausliefern von Fahrzeugen als Eure oberste Priorität. Das gilt für alle. Was Herausforderungen angeht, ist das eine gute, denn wir haben die Autos gebaut und die Leute haben sie gekauft, also müssen wir die Autos nur noch zu ihren neuen Besitzern bringen!
Was die Lage für uns besonders schwierig gemacht hat, ist, dass Europa und China gerade gleichzeitig den massiven Anstieg des Auslieferungsvolumens erleben, den wir im vergangenen Jahr in Nordamerika erlebt haben. Mancherorts liegt die Auslieferungsrate jetzt 600 Prozent höher als der vorherige Höchstwert! Das hat sich wegen der Lieferknappheit von europäischen Ausstattungskomponenten und Problemen beim Drucken von Aufklebern auf unserer Seite in China weiter verschärft, die wir erst in den vergangenen Wochen lösen konnten.
Nordamerika ist ebenfalls strapaziert, denn im letzten Monat dieses Quartals geht es fast ausschließlich um Modelle für Nordamerika. Überdies wurden in den ersten beiden Märzwochen die meisten Autos von unserer Fabrik in Kalifornien an die Ostküste geschickt, um die Auslieferung vor Ende des Quartals sicherzustellen.
Das Resultat ist eine riesige Welle an Auslieferungen, die wir in Europa, China und Nordamerika bewältigen müssen. Das ist die größte Welle in der Geschichte von Tesla, aber sie ist primär die Folge unserer ersten Auslieferungen von in Masse produzierten Autos auf zwei Kontinenten gleichzeitig, und wird sich in kommenden Quartalen nicht wiederholen.
Um zu helfen, meldet Euch bitte bei Sanjay Shah in Nordamerika, Robin Ren in China und Ashley Harris in Europa.
Entlassungen und Schließungen
Tesla hatte im Januar zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Laut dem Hersteller waren Anfang März mehr als 40.000 Angestellte beschäftigt; im Jahresbericht 2018 war noch von 48.817 Mitarbeitern die Rede. Über die genaue Zahl der Entlassungen in diesem Jahr macht das Unternehmen bislang keine Angaben.
Außerdem schließt der Hersteller viele Stores und will den Vertrieb in Zukunft vornehmlich im Internet abwickeln. Die Stores sollen vor allem als Ausstellungsflächen für die Modelle dienen. Schon heute kaufen die meisten Kunden ihren Tesla über das Online-Bestellformular.
Zuvor hatte es geheißen, Tesla werde den Vertrieb komplett ins Internet verlagern. Davon nahm der Hersteller später aber Abstand.
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