Der PSA-Konzern hat sich zu einer drastischen Beschränkung bei der Weiterentwicklung des autonomen Fahrens entschieden. "Die Technik ab Level 4 ist noch viel zu kostspielig für den Massenmarkt. Deshalb werden haben wir unsere Roadmap für die Entwicklung des autonomen Fahrens geändert", sagte am Dienstag in Genf der Entwicklungschef der Gruppe, Gilles Le Borgne.
Bis auf weiteres werde PSA keine autonome Technik oberhalb des "Autonomie-Levels 3" für den Massenmarkt anbieten, sagte Le Borgne. "Wir haben entschieden, für den privaten Nutzer bis zu Level 3 zu gehen, aber nicht darüber hinaus."
Level 3 bedeutet, dass sich der Fahrer für eine längere Zeit nicht mehr um Lenken, Bremsen und Beschleunigen kümmern muss. Bei Level 2 bleibt der Fahrer dagegen noch die ganze Zeit verantwortlich für die Manöver des Fahrzeugs.
Kosten für Robo-Auto steigen exponentiell
Voll autonom fahrende "Robo-Autos" (Level 5) oder teilautonom fahrende Fahrzeuge (Level 4) sehe PSA nach heutigem Stand nur bei Robo-Taxis oder Robo-Shuttlediensten ohne Fahrer als ein realistisches Geschäftsmodell, sagte Le Borgne.
"Wir steigen nicht aus der Weiterentwicklung aus," betonte er. "Aber es ist sehr schwierig, ein Geschäftsmodell für Level-4 und Level-5-Fahrzeuge zu finden, dass die Vorteile für den Kunden und die Kosten in Einklang bringt."
Setze man ein heutiges Fahrzeug mit dem Autonomie-Level 1 bei einem Kostenfaktor von eins, so stiegen die Kosten bei Level 2 auf das dreifache, bei Level 3 auf das vier- bis sechsfache und darüber auf das zehn- bis 15-fache. "Es ist keine lineare, sondern eine exponentielle Preissteigerung", betonte Le Borgne. Dies liege vor allem an der Erfordernis, alle Komponenten des Systems redundant vorzuhalten.
Selbst hochpreisige Premiumfahrzeugen hätten Probleme, den Mehrpreis für hoch autonome Fahrzeugtechnik attraktiv für den Kunden zu machen. "Sogar bei einem 100.000-Dollar-Auto ist es sehr schwierig, einen Business Case zu finden."
Tesla-Autopilot in der Kritik
Zur Haltung von Wettbewerbern wollte sich Le Borgne nicht äußern. Er sagte aber: "In der Industrie denkt man derzeit vor allem über einen Level 2 + nach. Das erscheint auch uns realistisch."
Zum amerikanischen Hersteller Tesla, der seine autonome Fahrtechnik als "Autopilot" anpreist, sagte Le Borgne: "Tesla bietet Level-2-Technik an. Die Grenzen dieser Technik sind auch klar in der Betriebsanleitung beschrieben. Das Marketing macht daraus aber mehr. Es ist ein Trick, könnte man auch sagen."
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