Der Volkswagen Konzern will sein Baukasten für Elektroautos, auch MEB genannt, anderen Autoherstellern zur Verfügung stellen, das gab VW auf dem Konzern-Vorabend des Genfer Autosalons unter dem Motto "Be Electrified" bekannt.
Erster Partner von VW ist die e.GO Mobile AG, eine Ausgründung der RWTH in Aachen, die bisher unter anderem den E-Lieferwagen Streetscooter für die Deutsche Post entwickelt.
Welches e.GO-Fahrzeug künftig den MEB als Basis nutzen wird, ist noch unklar. Laut VW-Konzernchef Herbert Diess müsse man das Fahrzeugprojekt noch gemeinsam bestimmen.
E.GO ist einer der Pioniere der Elektromobilität und arbeitet an verschiedenen kostengünstigen und kundenorientierten Elektrofahrzeugen für den Kurzstreckenverkehr. „Wir werden durch die MEB-Plattform noch schneller, robuster und kostengünstiger“, kündigte Günther Schuh, CEO von E.Go, an. E.Go bringe zudem etwas in die Partnerschaft ein, was VW so nicht leisten könne: "Wir können Geschwindigkeit in die Kooperation einbringen. Nicht, weil wir schlauer sind, sondern weil wir Wissenschaft miteinbringen", so Schuh, seinerseits Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik an der RWTH Aachen.
VW-Konzern-Chef Herbert Diess sagte: „Dass wir Plattform-Profis sind, haben wir mit unserem Modularen Querbaukasten bewiesen. Auf dieser Plattform basieren über 100 Millionen unserer Fahrzeuge. Mit der MEB-Plattform übertragen wir dieses Erfolgskonzept in das Elektrozeitalter und öffnen uns Dritten."
Volkswagen erhofft sich mit diesem Schritt eine "deutliche" Senkung der Entwicklungs- und Produktionskosten des MEB, die wiederum nur mit großen Stückzahlen erreicht werden kann, dafür braucht der VW-Konzern externe Partner. "In einer 'elektrischen' Welt", sagte Diess, "werden die Unterschiede, die der Antrieb ausmacht, viel geringer sein als im Zeitalter der Verbrenner. Daher ist es einfach nicht sinnvoll, verschieden Antriebsplattformen zu nutzen", so der VW-Chef. Dieser Gedanke habe die Entscheidungen reifen lassen, den MEB mit Dritten zu teilen.
"Damit soll individuelle Mobilität auch in Zukunft für viele Menschen bezahlbar und nutzbar werden", heißt es zudem in einer Mitteilung des Konzerns.
30 Milliarden fließen in E-Mobilität
Diess will den MEB "als Standard der E-Mobilität" etablieren. "Auf seiner Basis machen wir die individuelle Mobilität CO2-neutral, sicher, komfortabel und zugänglich für möglichst viele Menschen", so der Konzernchef.
Diess bekannte sich an diesem Abend zudem zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. "Jeder sollte sich diesen Zielen verschreiben", sagte der VW-Chef. "Wir tun es", so Diess.
Von 2020 und 2021 an greifen strengere Umweltauflagen der Europäischen Union. Autoherstellern drohen hohe Strafen, falls sie es nicht schaffen, den CO2-Ausstoß ihrer verkauften Fahrzeugflotte zu senken. Auch deswegen investieren Autobauer in Elektromodelle. Bei VW sollen 2025 E-Autos bis zu einem Viertel des Absatzes ausmachen.
Für Volkswagen ist 2019 ein Schlüsseljahr für die Elektrooffensive, die in den kommenden Jahren noch weiter beschleunigt werden soll. Knapp 44 Milliarden Euro will VW bis 2023 für Elektrifizierung, Digitalisierung, Mobilitätsdienste und autonomes Fahren ausgeben. Davon sollen allein 30 Milliarden Euro in die E-Mobilität fließen. Bis 2025, so hat es Herbert Diess angekündigt, sollen E-Autos rund ein Viertel des Modellportfolios ausmachen.
In Genf zeigt VW daher zahlreiche E-Fahrzeuge und E-Studien, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen sollen. Darunter Audis E-Tron GT, der Skoda Vision iV, Seats Urban Car oder den ID. Buggy. (Mit Material von dpa)
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