Er wirkt gewaltig, zumindest durch die deutsche Brille: 5,15 Meter lang, 1,80 Meter hoch und zwei Meter breit. Parkhäuser dürften damit nicht zu seinem Lieblingsrevier zählen, Innenstädte ebenso wenig. Der X7 ist BMWs dickstes Ding, ein Fullsize-SUV voller Luxus und Komfort. Gewünscht haben sich ihn die US-Händler. Verkäufer zwischen Ost- und Westküste mussten bislang Kunden bei Fragen nach einem "richtigen SUV" zur Konkurrenz ziehen lassen, namentlich Mercedes GLS, Range Rover LWB oder auch Cadillac Escalade und Lincoln Navigator.
2015 entschied man sich daher, oberhalb des X5 einen "Siebener unter den X-Modellen" zu bauen, zwar mit gleicher technischer Architektur, jedoch mit komplett eigenständiger Karosserie. Lediglich das vordere Türaußenblatt teilen sich X5 und X7. "Wir wollten den X7 bewusst differenzieren, keinen langen X5 mit Bauchbinde auf die Räder stellen", sagt Dr. Jörg Wunder, Projektleiter X7.
Sitze falten sich per Knopfdruck
Besonders in einem Land wie Amerika, mit seinen riesigen Pickups und SUVs, galt es, den X7 optisch nicht unter Wert zu verkaufen. Er muss auf der Straße auffallen. Die Designer verpassten ihm daher die größte Niere in der Geschichte der Marke. So etwas kommt auch in China gut an, dem nach den USA zweitgrößten Markt für den X7. 15 bis 20 Prozent der Produktion, schätzt Carsten Gröber, bei BMW der Produktmanager für die große Baureihen, werden im Reich der Mitte gekauft. Durchschnittsalter: zwischen 35 und 40 Jahre, lässt es die Marketingabteilung verlauten. In Amerika selbst verbleiben gut die Hälfte aller X7. "Deutschland bewegt sich im mittleren einstelligen Prozentbereich", so Gröber: "Stärker ist die Nachfrage in Middle East und Russland."
Der X7 ist in der Basisausstattung stets ein Siebensitzer, in der Konfiguration 2+3+2. Die dritte Sitzreihe steckt im Kofferraumboden. Optional sind Einzelsitze im Fond verfügbar (Sechssitzer). Wie beim X5 ist die Heckklappe zweigeteilt. Damit die betuchte Kundschaft nach dem Power-Shopping im Rodeo Drive die Rücksitze nicht noch mit der Hand umlegen muss, spendierte man dem X7 ein komplett elektrisches Faltsystem. Knopfdruck genügt. Dabei sind die Sitze so intelligent, dass sie sich gegenseitig abfragen, wer sich wo in welcher Stellung befindet, und zunächst in die neutrale Ausgangsposition fahren, bevor es ans Flachlegen geht. Das dauert seine Zeit, ist aber nett anzusehen.
Höchster Langstreckenkomfort
So vorbereitet, schluckt der X7 bis zu 2120 Liter an Gepäck, mehr als jeder Kombi der Oberklasse bereitstellt. Die serienmäßige Luftfederung erlaubt es zudem, die Ladekante um bis zu 40 Millimeter abzusenken. Die Hauptaufgabe der Luftbälge besteht jedoch darin, für außergewöhnlichen Komfort zu sorgen. Verstärkt wird dieser Effekt durch einen Radstand von 3,11 Metern, mehr als im normalen Siebener. Ganz klar: Der X7 soll zum Reisen sein, höchsten Langstreckenkomfort bieten und ist daher mit sämtlichen Features ausgestattet, die dem entspannten Dahingleiten in nur irgendeiner Weise dienlich sind. So gerüstet schickt BMW sein Super-SUV derzeit mit Journalisten auf einen Roadtrip quer durch die USA.
Für adäquaten Vortrieb sollen bei uns ein Dreiliter-Diesel (intern N 57) mit 265 PS (X7 30d) und ein ebenfalls drei Liter großer Benziner (N 58) mit 340 PS (X75 40i) sorgen. Letzterer dürfte in Europa nur eine Nebenrolle spielen, umso stärker ist der Reihensechszylinder in China nachgefragt. Wer in Deutschland mehr Power wünscht, kann den X7 noch als M50d bestellen. Hier leistet der Selbstzünder, beatmet von vier Turboladern, satte 400 PS.
Keine Elektrifizierung geplant
Für Amerika streicht BMW den Diesel komplett aus dem Programm. Den US-Kunden beglückt man lieber mit einem 462 PS starken V8 (X7 50i). Einen V12 im X7 wird es nicht geben. Dieser Motor bleibt dem Rolls-Royce Cullinan vorbehalten. In Zurückhaltung übt man sich derzeit noch in Sachen Elektrifizierung. Es gibt weder ein 48-Volt-Mildhybrid-System noch eine Plug-in-Variante. "Sollten Märkte danach verlangen, sind wir aber in der Lage, darauf zu reagieren", lässt Projektleiter Wunder durchblicken, ohne ein "Ja, kommt später" über die Lippen zu bekommen.
Preislich startet das SUV-Flaggschiff bei 84.300 Euro (30d). Der Benziner kostet 86.300 Euro. Für den X7 M50d müssen 109.900 Euro überwiesen werden. Zum Händler rollen die ersten Fahrzeuge im Mai.
Auch der X7 darf sich Spartanburg in seinen Geburtspass stempeln. Das Werk in South Carolina hat sich mittlerweile zu BMWs größter Fertigungsstätte entwickelt. Hier rollen jährlich rund 430.000 X-Modelle von den Bändern, gut die Hälfte macht der X3 aus, ein Drittel der X5. Jeweils rund zehn Prozent sind X4 und X6. Um Platz für den X7 zu schaffen, wird das Volumen des X3 etwas zurückgefahren und auf Rosslyn Südafrika verlegt. Prognosen zu Produktionszahlen vom X7 macht BMW keine. Die Größenordnung dürfte jedoch auf dem Niveau von Mercedes GLS und Range Rover liegen. Sie verkaufen sich jährlich jeweils rund 60.000 Mal.
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