Es war ein Jahr des Rückschritts: Im vergangenen Jahr stieg der CO2-Ausstoß der Daimler-Neuwagenflotte inklusive der ebenfalls relevanten Vans von 128 Gramm CO2 je Kilometer auf 134 Gramm. Bis 2021 muss das Unternehmen auf einen Wert von 105 Gramm je Kilometer kommen. Ein Ziel, das nur mit großen Anstrengungen zu erreichen sein dürfte.
Daimler macht für den Anstieg das Kaufverhalten der Kunden verantwortlich. Sie bevorzugten Benziner mit hohem Verbrauch, Geländewagen, Ausstattungen wie Allrad oder leistungsstarke AMG-Varianten. Auch der neue Prüfzyklus WLTP lässt die CO2-Werte anwachsen.
Der Daimler-Konzern glaubt dennoch an eine Erreichung der von der EU festgelegten CO2-Grenzwerte und nimmt dafür den Verkauf in die Pflicht: „Wir haben die Verantwortung für die Zielerreichung an den Vertrieb abgegeben“, sagte Frank Overmeyer, Emissions-Stratege bei Daimler, der Automobilwoche am Rande einer Veranstaltung.
Zu den klassischen Parametern wie Absatz, Umsatz und Profit kämen die Fortschritte bei der CO2-Reduzierung hinzu. Das Unternehmen habe ein Instrument entwickelt, um den Flottenverbrauch in Echtzeit überprüfen und schnell reagieren zu können. Bisher waren die Emissionen erst am Ende eines Jahres dokumentierbar. Der Vertrieb hat nun die schwierige Aufgabe, gleichzeitig für sinkende CO2-Werte und steigenden Gewinn zu sorgen.
Risiko unabhängige Händler
Der Balanceakt soll mit einer großen Elektrooffensive gelingen. „Unsere Antwort auf CO2 ist EQ“, sagte Powertrain-Leiter Torsten Eder. Zu der Produktfamilie zählen alle elektrifizierten Varianten der Pkw-Sparte. 2019 sollen zehn, 2020 mehr als 20 Plug-in-Hybride von Mercedes auf dem Markt sein.
Dazu kommen mehr als 100 Mildhybride, die einen Verbrauchsvorteil von 15 Prozent bieten. Als dritte Säule gelten die rein elektrischen Modelle von Smart oder der EQC, der noch in diesem Jahr startet.
Vor allem die Plug-in-Hybride gelten als Hoffnungsträger, da sie Bonuspunkte bei der CO2-Berechnung bringen. „Wir müssen diese Fahrzeuge preislich so attraktiv machen, dass der Kunde zugreift“, sagte ein Daimler-Sprecher. Für 2019 rechnet das Unternehmen nur mit einer geringfügigen Absenkung der CO2-Werte, 2020 soll die Verringerung deutlicher ausfallen.
Obwohl der Verkauf durch Rabatte beeinflusst werden kann, bleibt ein Restrisiko."Wir haben viele unabhängige Händler, die wir nicht so einfach steuern können", so Frank Overmeyer. Wird die Messlatte gerissen, könnten im schlimmsten Fall Strafen in Milliardenhöhe drohen.
Für 20 Milliarden Euro Batteriezellen bestellt
Angesichts der verschärften Vorgaben für die Zeit nach 2021 rechnet der Daimler-Konzern mit einem beschleunigten Hochlauf der Elektromobilität. "Wie gehen davon aus, dass in Europa 2025 rein elektrische Fahrzeuge oder Plug-In-Hybride bereits einen Anteil von über 40 Prozent erreichen können", so Powertrain-Leiter Torsten Eder. Der rein elektrische Anteil könnte bis zu 25 Prozent ausmachen. Die EU hatte kürzlich entschieden, dass der CO2-Ausstoß von 2021 bis 2025 um 15, bis 2030 sogar um 37,5 Prozent sinken muss.
Bis 2022 will Daimler mehr als zehn rein elektrische Modelle auf den Markt bringen. Nach dem EQC wird zur IAA im Herbst der EQA als Kompaktwagenmodell folgen. Danach sollen in schneller Reihenfolge alle Segmente bedient werden, darunter beispielsweise auch eine elektrische V-Klasse. In die neue Produktfamilie EQ investiert Daimler mehr als zehn Milliarden Euro.
Dazu kommt mehr als eine Milliarde Euro für einen globalen Produktionsverbund für Batterien. Zudem hat Daimler bereits Batteriezellen im Wert von 20 Milliarden Euro bei asiatischen Zulieferern bestellt.
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Aus dem Datencenter:
CO2-Ausstoß bis August 2018 nach NEFZ und Januar 2019 nach WLTP gemessen
Verteilung der CO2-Ausstöße nach NEFZ und WLTP in CO2-Gruppen