Der Abwärtstrend des US-Autobauers Ford in Europa mit seiner Regionalzentrale in Köln hat sich fortgesetzt.
Der operative Verlust – also vor Zinsen und Steuern (Ebit) – lag im Europageschäft 2018 bei 398 Millionen US-Dollar (350 Millionen Euro), wie Ford mitteilte.
Ein Jahr zuvor war es noch ein Betriebsgewinn von 367 Millionen Dollar gewesen. Das operative Ergebnis brach also binnen eines Jahres um 765 Millionen Dollar ein.
Die Firma begründete die roten Zahlen unter anderem mit höheren Kosten und ungünstigen Wechselkurs-Entwicklungen. Ein Jahr zuvor, 2016, hatte Ford auf dem Kontinent sogar noch einen satten Betriebsgewinn von 1,32 Milliarden Dollar eingefahren.
Der US-Autobauer hat rund 50.000 Mitarbeiter in Europa, davon knapp die Hälfte in Deutschland. Unlängst hatte die Firmenspitze ein Sanierungsprogramm gestartet, um das Geschäft in Europa in die Gewinnzone zurückzuführen.
Eine "beträchtliche Anzahl" der Arbeitsplätze soll wegfallen, verkündete die Chefetage. Wie viele, soll erst Mitte des Jahres bekanntgegeben werden. Dann müsste die Firma für umfangreiche Abfindungen und andere Maßnahmen möglicherweise tief in die Tasche greifen.
Auch die Zahl der Fahrzeuge, die in den Handel kamen, sank in Europa im vergangenen Jahr, und zwar um 49.000 (rund drei Prozent) auf 1,533 Millionen.
Die roten Zahlen des vergangenen Jahres, die nun offiziell auf dem Tisch liegen, dürften den Druck hoch halten in den laufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat.
Kritik der Arbeitnehmer
Auf der Arbeitnehmerseite war kürzlich Kritik laut geworden: Der Europa-Betriebsratschef Martin Hennig warf dem Management strukturelle Fehler vor, die zu dem Missstand hierzulande beigetragen hätten.
Zudem sei es unfair, dass Ford Europa mehr Geld zahlen müsse an Zulieferer als Ford in den USA. In Köln arbeiten circa 18.000 Menschen, in dem Werk wird der Kleinwagen Fiesta hergestellt.
In Saarlouis sind es etwa 6000. Hinzu kommt ein Forschungszentrum in Aachen mit einigen Hundert Mitarbeitern. Außerdem gibt es große Werke in Spanien und Rumänien.
Europa ist nicht das einzige Sorgenkind für den US-Autobauer. Auch in China und anderen Regionen der Welt läuft es nicht rund.
Nur auf seinem Heimatmarkt Nordamerika schlägt sich der Autoriese dank gefragter SUVs und Pick-ups gut. Unter dem Strich kam der Konzern 2018 auf einen Gewinn von rund 3,7 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro) – in einem Jahr hat sich dieser Wert halbiert.
Im letzten Quartal 2018 hatte Ford sogar insgesamt einen Verlust von 116 Millionen Dollar verbuchen müssen. Die Tendenz ist also alles andere als positiv.
Endgültig verhagelt wurde die Bilanz von einer rund 900 Millionen Dollar schweren Abschreibung auf Pensionspläne.
Eine zusätzliche Belastung ist der Zollstreit zwischen den USA und Handelspartnern wie China und der EU, der die Materialkosten für Autobauer deutlich erhöht.
Ford-Chef Jim Hackett hat bereits vor Monaten einen tiefgreifenden Konzernumbau angekündigt, der die Kosten massiv senken soll. Teil des Sparprogramms sind auch drastische Stellenkürzungen. (dpa/swi/mer)
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