Nach Meinung von Hans Dieter Pötsch sind die vergleichsweise niedrigen Preise für Kleinwagen angesichts des Umstiegs auf E-Autos nicht mehr lange zu halten.
Günstige Kleinwagen würden zunehmend aus dem Programm der Hersteller verschwinden, sagte der VW-Aufsichtsratschef im Interview mit der "Welt am Sonntag", das im Internetangebot der Zeitung vorab angerissen wird.
"Wir haben das klare Ziel, die Elektromobilität auch für breite Bevölkerungsschichten zugänglich, das heißt erschwinglich zu machen", wird Pötsch in dem Bericht zitiert: "Das Thema Einstiegsfahrzeuge wird in diesem Zusammenhang aber ohne Zweifel schwierig."
Das heutige Preisniveau sei nicht zu halten, wenn diese Autos mit Elektromotoren ausgestattet würden. "Daher wird es im Kleinwagensegment ganz unweigerlich zu erheblichen Preiserhöhungen kommen."
Kritik an schlechter Ladeinfrastruktur
Es werde "ein Thema werden", ob sich Menschen mit niedrigem Einkommen künftig noch ein eigenes Auto leisten können. "Das ist einer der Punkte, bei denen wir uns fragen, ob bei der Festlegung neuer CO2-Grenzwerte auch alle gesellschaftlich relevanten Aspekte ausreichend berücksichtigt worden sind."
Volkswagen beginnt Ende 2019 mit der Serienfertigung des E-Autos I.D., das für rund 30.000 Euro zu haben sein soll. Das ist in etwa so viel, wie Kunden für einen ähnlich ausgestatteten VW Golf bezahlen müssen. Käufer von E-Autos müssten aber Abstriche machen, sagte Pötsch der "Welt".
Denn der Umstieg werde nicht über Nacht gelingen. "Die realistische Reichweite von Elektroautos liegt derzeit zwischen 300 und 400 Kilometer, das ist deutlich weniger als bei Benzinern und Dieseln", sagte der Aufsichtsratschef. Auch die noch immer wenig zufriedenstellende Ladeinfrastruktur sei ein Problem.
Das Ziel sei, ab 2030 einen E-Auto-Anteil von 40 Prozent zu haben – auch, um die Emissionsvorgaben der EU einhalten zu können. Das sei zu erreichen, "wenn die Kunden mitmachen".
Großserienproduktion von Feststoffbatterien
Auch eine andere Baustelle der Autoindustrie sprach Pötsch in dem Interview an: "Volkswagen wird in den nächsten Jahren auch zu einem Softwarekonzern."
Bei der digitalen Vernetzung von Autos sei Volkswagen weit vorangeschritten und kooperiere eng mit Microsoft. "Und nicht zuletzt wird man beim Thema autonomes Fahren in den nächsten Monaten einiges von uns hören."
Außerdem werde das Unternehmen weiter in den Bau von Antriebsbatterien investieren. "Im Bereich Batteriezellen haben wir in Salzgitter ein Kompetenzzentrum eingerichtet, um diese Technologie in ihrer ganzen Tiefe zu verstehen. Außerdem sind wir an einem kalifornischen Unternehmen, QuantumScape, beteiligt, das sich mit der nächsten Generation von Batteriezellen beschäftigt", so Pötsch. "Gemeinsames Ziel ist es, eine Großserienproduktion von Feststoffbatterien zu ermöglichen."
Angesichts einer Beteiligung an dem von der Bundesregierung geplanten europäischen Konsortium für eine gemeinsame Batteriefertigung sei man zwar "grundsätzlich offen"; man wäge aber noch ab, ob sie für Volkswagen auch "vorteilhaft" wäre. (mer)
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