Es ist eine Spirale nach unten. Fehlen einer Messe attraktive Automarken, kommen weniger Zuschauer. Nimmt das Interesse der Zuschauer ab, sagen immer mehr Autohersteller ab. Die North American International Auto Show (NAIAS) gehörte für Jahrzehnte zum festen Programm aller renommierten Fahrzeughersteller. Hier wurden Premieren neuer Modelle mit großem Brimborium gefeiert und atemberaubende Studien perfekt in Szene gesetzt. Unvergessen sind die 120 Longhorn-Rinder, die anlässlich des neuen Dodge Pick-ups von Cowboys durch Downtown bis vor die Messehalle getrieben -wurden. „Es war undenkbar, nicht nach Detroit zu gehen“, sagt der ehemalige Mercedes-Pressechef Wolfgang Inhester, „damals fehlte kein Vorstand.“ Die Konzernbosse nahmen sich sogar die Zeit, mit ihrer gesamten Entourage von Stand zu Stand zu gehen und die Modelle der Wettbewerber zu begutachten.
Ein komplett anderes Bild im Jahr 2019: Geschlossen fehlen alle deutschen Premiumhersteller. Detroit rutscht auf B-Status ab. Das hat es noch nie gegeben. Einzig Volkswagen ist mit seiner US-Tochter dort, stellt als Neuheit den modellgepflegten Passat ins Rampenlicht. Ansonsten dürfte der Zuschauer im Wesentlichen eine amerikanisch-asiatische Messe erleben. Dass die Big Three da sind, versteht sich von selbst.
Neuheiten? Fehlanzeige
Aber Neuheiten? Fehlanzeige. Chevrolet verneinte bereits, die Mittelmotor-Corvette zu zeigen. Nicht einmal der neue Silverado feiert sein Debüt in der Cobo-Halle. Das soll erst im Februar passieren. Ford stellt dafür den überarbeiteten Explorer aus, der im Herbst 2019 erstmals nach Europa kommen soll. Als Hochleistungsmodell zeigt Ford den Mustang Shelby GT 500. Jeep hat sein Pulver bereits Ende November mit dem Gladiator in Los Angeles verschossen und degradiert Detroit zu einer Ausstellungsplattform bekannter Modelle.
Wenigstens die Hersteller aus Asien zeigen sich engagiert. Kia präsentiert die Serienversion seines Fünfmeter-SUVs Telluride. Der Achtsitzer ist speziell auf amerikanische Bedürfnisse zugeschnitten. Toyota zieht am Lake St. Clair das Tuch von seinem neu aufgelegten Sportwagen Supra. Das Modell wurde zusammen mit BMW entwickelt. Premium-Tochter Lexus nutzt die NAIAS zur Präsentation der RC F Track Edition.
Ab 2020 im Juni
Es ist das letzte Mal, dass die Detroit Auto Show im Januar stattfindet. 2020 wechselt der Veranstalter auf den Monat Juni und kann so auch das Außengelände nutzen, beispielsweise für Fahrdemonstrationen. Ob das ausreicht, die deutschen Autobauer wieder nach Michigan zu locken, bleibt abzuwarten.
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