Ein schwacher Jahresschluss hat dem Autobauer VW fast einen neuen Rekord bei den Verkäufen vermasselt. Vor allem wegen des Einbruchs auf dem chinesischen Markt konnte die Kernmarke VW Pkw 2018 lediglich ein weltweites Auslieferungsplus von 0,2 Prozent auf 6,24 Millionen Autos vorweisen.
Im Dezember setzte es nämlich einen empfindlichen Rückgang von 9 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte.
In China, das bei der Marke VW für rund die Hälfte aller verkauften Autos steht, wurde das Unternehmen im Dezember gut 15 Prozent weniger Wagen los.
Auch auf Jahressicht stand hier ein Rückgang der Verkäufe, in den vergangenen Jahren war es in dem Land nur nach oben gegangen. "Das Jahr 2018 war gerade in der zweiten Hälfte von erheblichen Unsicherheiten in einigen Regionen geprägt", sagte Markenvertriebschef Jürgen Stackmann.
Das SUV-Segment wuchs 2018 um 38,0 Prozent. Damit war fast jeder fünfte ausgelieferte Volkswagen ein SUV (19,2 Prozent). 2017 betrug der Anteil noch 13,9 Prozent.
VW lieferte im vergangenen Jahr rund 50.000 reine E-Autos und Plug-In-Hybride aus, 13 Prozent mehr als im Vorjahr.
Stärkerer Fokus auf Ertragsstärke
Der größte Einzelmarkt China hatte unter anderem wegen der Zollstreitigkeiten mit den USA zuletzt einen Einbruch hinnehmen müssen und war im Gesamtjahr erstmals seit mehr als zwanzig Jahren zurückgegangen.
Im gerade begonnenen Jahr rechnet der chinesische Branchenverband zwar wieder mit einem leichten Plus, viele Experten gehen aber von einem weiteren Rückgang aus.
Allerdings könnte die Regierung in Peking, wie schon des öfteren geschehen, stützend in den Markt eingreifen. China steht bei der Marke VW für rund die Hälfte der Auslieferungen insgesamt.
"2019 wird vor allem vor dem Hintergrund wachsender geopolitischer Risiken erneut ein Jahr enormer Herausforderungen für die Marke", sagte der fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter. "Neben Volumenwachstum werden wir unseren Fokus künftig noch stärker als bisher auf Ertragsstärke legen."
VW will drei Jahre früher als zunächst anvisiert schon 2022 erreichen, dass vom Umsatz 6 Prozent als operativer Gewinn übrig bleiben.
Auslieferungen in Regionen und Märkten:
Europa: VW legte hier um 3,6 Prozent auf 1,75 Millionen zu. Gleichzeitig konnte die Marke ihren Marktanteil in der Region steigern. Besonders stark seien hier, so VW, die neuen Modellen Tiguan Allspace, Arteon und T-Roc sowie der neue Polo nach gefragt worden. In Westeuropa erzielte Volkswagen 1,47 Mio. Auslieferungen – ein Plus von 2,8 Prozent.
Deutschland: Auf dem deutschen Heimatmarkt verkaufte VW trotz des Schlamassels bei der Einführung des neuen Abgas- und Verbrauchstandards WLTP letztlich fast 2 Prozent mehr Autos mit 541.200 Fahrzeugen. Seit September dürfen in der EU keine Neufahrzeuge mehr zugelassen werden, wenn sie keine Typgenehmigung nach dem neuen Prüfverfahren haben. Weil es dabei aber deutliche Verzögerungen gab, waren viele Modelle lange nicht lieferbar, in mehreren Werken standen die Bänder tageweise still.
Zentral- und Osteuropa: VW lieferte hier 8,2 Prozent mehr und damit 280.300 Fahrzeuge aus. Russland erwies sich als Wachstumsmotor in der Region. Hier erzielte Volkswagen mit 106.100 ausgelieferten Fahrzeugen einen Zuwachs von 18,5 Prozent. Bestseller der Marke waren der Polo Stufe, der Tiguan sowie der Touareg.
Türkei: Hier hatte es Volkswagen mit laut Mitteilung "äußerst schwierigen volkswirtschaftlichen Bedingungen" zu tun, die sich im zweiten Halbjahr durch die starke Abwertung der Türkischen Lira weiter verschärften. In einem dadurch rückläufigen Gesamtmarkt lieferte Volkswagen 50.000 Fahrzeuge an Kunden aus – 44,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
Nordamerika: In den USA erzielte Volkswagen im Jahr 2018 mit 354.100 ausgelieferten Fahrzeugen einen Zuwachs von 4,2 Prozent. Das Geschäft in Mexiko habe sich dagegen schwierig gestaltet. Das schlug mit einem Minus von 19,1 Prozent zu Buche. Das bedeutet für die gesamte Region ein Minus von 3,0 Prozent bei den Auslieferungen im Gesamtjahr.
Südamerika: VW erzielte ein Plus von 13,1 Prozent auf 474.000 Fahrzeuge. Allein Brasilien setzte VW 335.800 Neuwagen ab. In Argentinien stand der Gesamtmarkt aufgrund der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage weiterhin auf der Bremse. In der Folge lieferte Volkswagen im Jahresverlauf dort 22,4 Prozent weniger Fahrzeuge aus als im Vorjahr.
Asien-Pazifik: Mit 3,29 Millionen ausgelieferten VW steht ein Minus von 1,7 in den Büchern. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf die Entwicklungen in China zurückzuführen, wo die Kaufzurückhaltung der Kunden in einem gesamtwirtschaftlich unsicheren Umfeld weiter anhält.
China: Insgesamt nahmen 2018 im Reich der Mitte 3,11 Millionen Kunden einen neuen VW in Empfang, 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. (ree, mit Material von dpa)
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