Vor wenigen Tagen hat Porsche in Los Angeles den neuen 911 vorgestellt. Vor vielen Journalisten aus aller Welt feierte der Sportwagenbauer seine Ikone auf der hauseigenen Rennstrecke samt einer Parade der Vorgänger und einer Zeitreise durch die Jahrzehnte, die er mit seinem Design auch ein Stück weit selbst geprägt hat.
Der 911 gilt als Herzstück des Unternehmens, von dem sich alle anderen Fahrzeuge ableiten. "Die erste Resonanz der Kunden ist sehr positiv", sagt Porsche-Chef Oliver Blume. Das neue Modell steht noch breiter da als der Vorgänger und ist deshalb auch ein Symbol für das Selbstbewusstsein des Unternehmens.
Die Geschäfte bei Porsche laufen blendend: In den ersten neun Monaten des Jahres erwirtschafte Porsche einen Gewinn von 3,3 Milliarden Euro, ein Plus von elf Prozent. Der Umsatz stieg um zwölf Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite betrug stolze 17,4 Prozent. Nicht einmal die Turbulenzen bei der WLTP-Umstellung, die viele Hersteller durchschüttelten, konnten Porsche aus der Spur bringen. Der Absatz stieg um sechs Prozent auf 196.562 Fahrzeuge. Die Belegschaft wuchs um acht Prozent und liegt aktuell bei rund 32.000.
Eine Milliarde allein für den Taycan
Doch Porsche hat wie viele Autobauer ein Problem: In den nächsten Jahren müssen hohe Summen in neue Technologien investiert werden. Für die Elektromobilität gibt der Sportwagenbauer bis 2022 rund sechs Milliarden Euro aus. Allein der Taycan, der 2019 auf den Markt kommt, schlägt mit einer Milliarde Euro zu Buche.
So musste am beengten Stammsitz in Zuffenhausen eine komplett neue Produktion aufgebaut werden. Parallel wird eine Elektro-Plattform gemeinsam mit Audi entwickelt, auf die weitere elektrische Modelle aufgesetzt werden können. Dazu kommt fast eine halbe Milliarde pro Jahr für die Digitalisierung. All das ist Geld, das anderswo fehlt.
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Porsche-Chef Oliver Blume hat deshalb ein Programm angekündigt, mit dem auch in den kommenden Jahren die Rendite stabil auf dem selbst verordneten Niveau von mindestens 15 Prozent des Umsatzes gehalten werden soll.
"Wir wollen ab 2025 jährlich einen zusätzlichen Ergebnisbeitrag in Höhe von zwei Milliarden Euro erzielen", sagte Blume der Automobilwoche und bestätige damit erstmals entsprechende Medienberichte. Ziel sei es, damit die höheren Kosten aus der Elektromobilität in Höhe von 6000 bis 10.000 Euro pro Fahrzeug sowie die nötigen Investitionen auszugleichen.
Kein Personal reduziert
Obwohl Porsche ohnehin schon als schlank aufgestellt gilt, sollen für dieses Ergebnis-Programm alle Prozesse auf den Prüfstand. "Es geht auf der Kostenseite um eine reduzierte Komplexität bei Antriebsvarianten, mehr Gleichteile zwischen den verschiedenen Baureihen, weniger physische Prototypen und mehr digitale Entwicklung", sagte Blume.
Es gehe aber auch auf der Einnahmenseite darum, neue Kundengruppen und Märkte zu erschließen, beispielsweise mit neuen Geschäftsmodellen und digitalen Angeboten, wie sie erstmals beim Porsche 911 angeboten würden. So können Kunden für 99 Euro im Monat den digitalen Assistenten Porsche 360+ buchen, mit dem über einen Concierge-Service beispielsweise Konzertkarten bestellt oder Hotels gebucht werden können.
"Wir sind gut in Form. Entscheidend ist, dass wir dieses Programm aus einer Position der Stärke heraus aufsetzen können", sagte Blume. Die Maßnahmen sollen schnell umgesetzt werden und schon in den nächsten Jahren greifen. Bereits bis 2025 sollen auf diese Weise sechs Milliarden Euro zusätzlicher Ergebnisbeitrag realisiert werden.
Blume betonte aber, dass die Mitarbeiter davon unberührt seien. "Wichtig: Wir werden dabei kein Personal reduzieren, sondern für den Taycan sogar 1500 neue Mitarbeiter einstellen."
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